ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Österreich, Europa und die Welt 74 Ursprüngliche Erklärung hält Test der Zeit nicht stand Aber zunächst zurück zum Anfang, denn da stand eine Frage im Vordergrund: Wie konnten die Gletschermumie und die dazugehörigen Überreste so lange Zeit überdauern? Der österreichische Archäologe Konrad Spindler lieferte die ursprüngliche Erklärung dafür. Seiner Ansicht nach war Ötzi im Herbst mit beschädigter Ausrüstung auf den Paß geflohen und dann in der schneefreien Schlucht, in der seine Überreste gefunden wur den, erfroren. Der Körper und die dazugehörenden Überreste wurden danach schnell von Eis bedeckt und ruhten später unter einem sich bewegenden Gletscher, bis die Fundstücke 1991 wieder abschmolzen. Die Konservierung von Ötzi wird zudem als Beleg für die plötzliche Abkühlung des Klimas um die Zeit von Ötzis Tod herangezogen. „Ötzi war bei seiner Entdeckung ein überraschender und merkwürdiger Fund, aus dem man viel über die Geschichte des Menschen im Hochgebirge gelernt hat. Heute kön - nen wir aus dem Fund viel über den Klimawandel lernen“, sagt Andrea Fischer, Glaziologin am Institut für interdisziplinäre Ge - birgsforschung der ÖAW. Denn 31 Jahre spä - ter kommen Fischer und ihre internationalen KollegInnen zu neuen Schlussfolgerungen was die Fundumstände und die klimatischen Veränderungen betrifft. Ötzi starb am Schnee, nicht am Fundplatz Die wichtigsten Ergebnisse der neuen Studie: Ötzi starb im frühen Frühling oder Sommer auf dem Schnee, nicht im Herbst. Die Mumie und die Artefakte sind erst später in die Vertiefung geschmolzen, in der er ge - funden wurde. Er ist also nicht dort gestorben. Ötzi und seine Artefakte wurden in den 1.500 Jahren nach seinem Tod und vielleicht sogar noch später immer wieder durch Schmelzprozesse freigelegt. Er wurde nicht, wie bisher angenommen, sofort und dauerhaft unter Eis begraben. Neue Forschungen legen zudem nahe, daß die Schäden an Ötzis Artefakten denen äh - neln, die an anderen nacheiszeitlichen archäologischen Stätten gefunden wurden. Das bedeutet, sie sind wahrscheinlich auf natürliche Prozesse an der Fundstelle zurückzuführen und nicht auf einen Konflikt oder Kampf. Die Geschichte des Eises an der Fundstelle zeigt, daß es entgegen den Behauptungen in der wissenschaftlichen Literatur unwahrscheinlich ist, daß sich dort nach dem Tod von Ötzi ein Gletscher bewegt hat. Und: Es Foto: ÖAW / Gernot Patzelt Luftaufnahme des Tisenjochs aus dem Jahr 1989. Der schwarze Pfeil rechts unten im Bild zeigt die Stelle, an der Ötzi 1991 entdeckt wurde. Heute ist die Fundstelle eisfrei. gibt keine eindeutigen Beweise für eine plötzliche und drastische Abkühlung des Kli - mas zum Zeitpunkt von Ötzis Tod. Chancen für weitere Funde durch schmelzende Gletscher „Wir verstehen jetzt besser, wie hochgelegene Eisfelder archäologische Stätten und Funde beeinflussen“, so ÖAW-Glaziologin Fischer. Seit der Entdeckung von Ötzi An - fang der 1990er-Jahre hat sich sowohl die Gletscherarchäologie als auch das gletscherkundliche Wissen um Fundstellen stark weiterentwickelt. Durch diese Neubewertung steht der Ötzi-Fund in Einklang mit den normalen »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at Fundumständen für holozäne archäologische Funde. Die Chancen für die Erhaltung und den Fund weiterer Eismumien könnte daher auch besser sein als bisher angenommen – schließlich sind für die Erhaltung eines solchen Fundes keine Naturkatastrophen, wie eine plötzliche Abkühlung des Klimas, erforderlich, so die ForscherInnen von ÖAW, dem Archäologischen Dienst des Kantons Graubünden, der Norwegian University of Science and Technology, der Universität Bergen und der Oppland County Administration in ihrer Publikation. n https://www.oeaw.ac.at/ https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96tzi
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Österreich, Europa und die Welt Internationale Auszeichnung für Virtual Anatomy 75 Renommierter E&T-Award für Johannes Kepler Universität Linz, Ars Electronica Futurelab und Siemens Healthineers Foto: Ars Electronica Die sehr anschauliche und natürlich wirkende Visualisierung klinischer Daten in 3-D-Bildern eines lebendigen menschlichen Körpers erleichtert es ÄrztInnen, ihren PatientInnen Schädigungen im Körper, die Diagnose einer Erkrankung oder den Ablauf einer geplanten Operation zu erklären. Das erfolgreiche Projekt „Virtual Anatomy“ hat den renommierten E&T-Innovation-Award 2022 für „Best Emerging Technology of the Year“ gewonnen und in einer weiteren Kategorie die Silbermedaille er reicht! Virtual Anatomy, entwickelt vom Ars Electronica Futurelab in Kooperation mit Siemens Healthineers und der Johannes Kepler Universität Linz, führt MRT- und CT- Daten von realen PatientInnen zu fotorealistischen dreidimensionalen Bildern der menschlichen Anatomie zusammen. JKU Rektor Meinhard Lukas nahm die Trophy am des 10. November bei der Verleihung in London entgegen. Mit den international viel beachteten E&T Innovation Awards werden jährlich die besten Innovationen in den Bereichen Wissenschaft, Technik und Technologie ausgezeichnet. Wie renommiert der Preis ist, zeigt allein die Tatsache, daß heuer zur Preisverleihung auch der Cheftechnologe des Mobilfunkkonzerns Ericsson persönlich angereist ist, um einen Preis entgegenzunehmen. Virtual Anatomy gehörte in zwei Katego - rien zu den FinalistInnen und hat die Trophy (1. Preis) in der Kategorie „Best Emerging Technology of the Year“ sowie den 2. Preis in „Most Innovative Solution in Digital Health and Social Care“ erhalten. Virtual Anatomy vereint MRT- und CT- Daten von echten PatientInnen auf völlig neue Art: als fotorealistische Bilder in 8K stereoskopischem 3D – mit der Möglichkeit, sie frei zu drehen und bis in kleinste Strukturen zu zoomen. Das ermöglicht insbesondere »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at in der anatomischen Lehre völlig neue Möglichkeiten, wie der Einsatz von Virtual Anatomy im JKU medSPACE seit letztem Jahr eindrucksvoll demonstriert. „Die internationale Auszeichnung für das Projekt Virtual Anatomy zeigt, daß sich der Mut, innovative Wege zu beschreiten, in je - der Hinsicht lohnt. Unsere Studierenden profitieren von einer Ausbildung am Puls der Zeit und unsere junge Medizinische Fakultät zeigt, was ein starker Forschungsstandort Oberösterreich erreichen kann“, sagt JKU Rek tor Meinhard Lukas. „Ich gratuliere allen Beteiligten, besonders Prof. Franz Fellner und unseren KooperationspartnerInnen, zu die sem Award und bin sehr stolz, daß unser gemeinsames Projekt nach der Nominierung für den Deutschen Zukunftspreis 2017 wei-
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© Heidi Horten Collection ÖSTERRE
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© Privatsammlung, Foto: Leopold Mu
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