ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Wissenschaft & Technik Sensationsfund in Ephesos ArchäologInnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften konnten ein frühbyzantinisches Geschäfts- und Lokalviertel freilegen. Es ist die bedeutendste Entdeckung in der Stadt seit vor 50 Jahren die inzwischen berühmten Hanghäuser gefunden wurden. 140 Foto: ÖAW-ÖAI / Niki Gail Das Grabungsareal am Domitiansplatz in Ephesos, links die angrenzende obere Agora, rechts die Kuretenstraße. Bei den diesjährigen Ausgrabungen in Ephesos in der Türkei haben ArchäologInnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ein hervorragend er - haltenes frühbyzantinisches Geschäfts- und Lokalviertel entdeckt. Das Areal wurde im Jahr 614/615 n. Chr. offenbar plötzlich zerstört. Der gesamte Hausrat in den Räumen wurde von einer mächtigen Brandschicht ver - siegelt und dadurch für die Nachwelt erhalten, was heute einzigartige Momentaufnahmen der damaligen Lebenswelt ermöglicht. Damit ist der Fund – wenn auch zeithistorisch völlig anders einzuordnen – vergleichbar mit der archäologischen Stätte von Pompeji. Grabung am Domitiansplatz im Stadtzentrum Der neu entdeckte Stadtteil liegt am Domitiansplatz, einer prominenten Platzan- Foto: ÖAW-ÖAI / Niki Gail Die christlichen Pilgerampullen waren nur wenige Zentimeter groß und konnten um den Hals getragen werden. Sie enthielten geheiligte Substanzen, wie etwa heiligen Staub, die so von christlichen Pilgerstätten mitgenommen werden konnten. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 205 / 19. 12. 2022 Wissenschaft & Technik 141 lage direkt anschließend an das politische Zentrum der römischen Stadt, der Oberen Agora. Die hier 2022 durchgeführten Grabungen sind Teil eines großen Forschungsprojekts, das sich den Veränderungen der Stadt zwischen römischer Kaiserzeit und Spätantike widmet. „Daß die ursprünglich große römische Platzanlage in der Spätantike durch Geschäfte und Werkstätten überbaut wurde, war zu erwarten. Völlig unerwartet war jedoch der Erhaltungszustand sowie der exakte Zerstörungszeitpunkt und die daraus ableitbaren Implikationen für die Stadtgeschichte“, sagt Sabine Ladstätter. Sie ist Direktorin des Ös - terreichischen Archäologischen Instituts der ÖAW und leitet seit 2009 die Ausgrabungen in Ephesos. Amphoren mit Makrelen, Geschäftskassen mit Goldmünzen Bislang wurde auf einer Fläche von rund 170 Quadratmetern eine kleinteilige Verbauung bestehend aus mehreren Geschäftslokalen freigelegt. Der gesamte Gebäudekomplex war bis in das Jahr 614/615 in voller Blüte, davon zeugen die dort gefundenen Münzen. Einzelne Räume dieses Viertels sind bis zu 3,4 Meter hoch erhalten und waren durch eine massive Zerstörungsschicht komplett versiegelt. Unter den Schichten kam ein unglaublich reichhaltiges Inventar zum Vorschein. Ge - funden wurde etwa unzähliges Geschirr, das in die Tausende geht, darunter im Ganzen erhaltene Schüsseln mit Resten von Meeresfrüchten wie Herzmuschel oder Austern oder Amphoren gefüllt mit eingesalzenen Makrelen. Daneben fanden sich auch Kerne von Pfirsichen, Mandeln und Oliven aber auch verkohlte Erbsen und Hülsenfrüchte. Be - sonders spektakulär sind vier zusammengehörige Goldmünzen (Solidi) sowie mehrere Geschäftskassen mit über 700 Kupfermünzen. Bei den ausgegrabenen Räumen handelt es sich um eine Garküche, einen Lagerraum, eine Taberne, ein Geschäft für Lampen und christliche Pilgerandenken sowie eine Werkstätte mit angeschlossenem Verkaufsraum. Einzigartig ist der Fund von rund 600 kleinen Pilgerfläschchen, die christlichen Wallfahrern hier verkauft wurden und um den Hals getragen werden konnten. „Dieser Fund in der Grabungsstätte von Ephesos ist spektakulär und in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzen. Hervorragend erhaltene Goldmünzen, Südfrüchte, Amphoren, ja ein ganzes Geschäfts- Alle Fotos: ÖAW-ÖAI / Niki Gail In großen Mengen wurden auch Amphoren gefunden, manche davon stammen aus Ephesos(braun), andere wurden aus Nordafrika importiert (beige). Diese Becher waren offensichtlich das übliche Trinkgeschirr, aus dem Wein konsumiert wurde. Numismatiker Nikolaus Schindel bei der Analyse der Münzfunde »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 205 • 19. Dez. 2022 Das
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Foto: BMEIA / Michael Gruber ÖSTER
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