ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Österreich, Europa und die Welt Frauenpower in der kosovarischen Landwirtschaft 68 Gemeinsam mit dem Projektpartner Caritas Schweiz unterstützt die Austrian Development Agency Bäuerinnen im Kosovo dabei, ihre Betriebe und die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft auf ein neues Niveau zu heben. Foto: ADA-SIRED Remzije Berisha (3. v.r.) gründete 2010 ihren Landschaftsbetrieb im Kosovo und unterstützt derzeit 72 Mitglieder der Alba Associaton Der kosovarische Landwirtschaftssektor Starthilfe für kosovarische eine wichtige Rolle, denn Frauen auf dem kämpft mit begrenzten Produktions- und Unternehmen Land zögern oft zu arbeiten aufgrund gesellschaftlicher Organisationskapazitäten, mangelndem Zu - gang zu Know-how und Umweltrisiken. Das von der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützte Projekt Sustainable and Inclusive Rural Economic Development (SIRED), das von der Caritas Schweiz umgesetzt wird, trägt zur ländlichen Entwicklung und zu einem integrativen Marktsystem bei. Es bezieht Produzentinnen ein und steigert dadurch deren Ein - kommen und Produktivität. Dadurch wird die Armut der ländlichen Bevölkerung verringert, insbesondere unter Frauen und marginalisierten Gruppen. Die bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten im Bereich der Landwirtschaft behindern nach wie vor die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen in ländlichen Gebieten. Um geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der formellen Agrarwirtschaft zu beseitigen, unterstützt das SI - RED-Programm Fraueninitiativen, die ihre Wirtschaftstätigkeit formalisieren und stärken wollen. Remzije Berisha ist Unternehmerin im Kosovo. 2018 gründete sie das Agrarunternehmen „Remzije Berisha B.I.“, dem ausschließlich Frauen angehören. Ihr Unternehmen befindet sich im Dorf Prugovc in der Gemeinde Pristina und stellt verschiedene Arten traditioneller albanischer Lebensmit - tel und Gerichte her, darunter verschiedene Arten von eingelegtem Gemüse, Aufstrich aus gerösteten roten Paprika, allgemein be - kannt als Ajvar, sowie traditionelle Backwaren. Ins Unternehmertum gestartet ist sie erst nach einem privaten Schicksalsschlag als ihr Mann verstarb und sie ihre fünf Kinder allein versorgen mußte. Daher gründete sie 2010 ihren landwirtschaftlichen Betrieb und rief die Alba Association ins Leben. Der Verband brachte 25 Bäuerinnen zusammen, viele von ihnen Witwen oder alleinerziehende Mütter mit schlechten wirtschaftlichen Aussichten. „Das Schöne an der Arbeit in der Alba Association ist, daß sich die Frauen hier ständig gegenseitig bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen und motivieren. Das spielt für uns Vorurteile gegenüber arbeiten- den Frauen auf dem Land“, erzählt Remzije. Heute sind die meisten Bäuerinnen des Verbandes die Ernährerinnen ihrer Familien. Eine der größten Herausforderungen für Remzije und den Verband war, der Nachfrage des Marktes nachzukommen und die Produktionslinien zu erweitern, da die Arbeitsbe - dingungen in der heimischen Verarbeitungsindustrie dem von den Frauen gewünschten Geschäftswachstum im Wege stehen. 2021 konnte Remzije dank des Partnerschaftsvertrags mit dem SIRED-Projekt ihre erste Ar - beitsstätte einrichten. Der geräumige und hygienische Arbeitsplatz bedeutet für Remzije höhere Verarbeitungskapazitäten und Um sätze. Sie unterstützt außerdem die derzeit 75 Mitglieder der Alba Association. Diese haben nun den Platz, um ihre Produkte ordnungsgemäß verarbeiten zu können. Große Nachfrage am lokalen Markt Derzeit beliefert Remzije den lokalen Markt mit ihren Produkten über verschiedene Ladenketten im Kosovo. Die Nachfrage »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Österreich, Europa und die Welt 69 vor Ort ist groß, aber Remzije hat höhere Am - bitionen und arbeitet derzeit an einer Zu - sammenarbeit, um ihre Produkte auf internationale Märkte zu exportieren. Für diesen nächsten Schritt sind die Schulungen über gute Hygiene- und Produktionspraktiken von SIRED und der Nationalen Vereinigung für Obst und Gemüse „PePeKo“ für Remzije von entscheidender Bedeutung: „Die hohe Nachfrage nach unseren Produkten erfordert, daß unsere Mitarbeiter gut ausgebildet sind. Aus diesem Grund werden uns die von SIRED ermöglichten Schulungen sehr dabei helfen, die internationalen Standards zu er - reichen, die wir erfüllen müssen, bevor wir selbst exportieren können.“ Abgesehen von ihren geschäftlichen Zielen möchte Remzije ihren Erfolg nutzen, um Frauen und Jugendlichen etwas zurückzugeben: „Die größte Errungenschaft meines bisherigen Weges ist es, mich und meine Familie finanziell zu erhalten, meinen Kindern eine Ausbildung und bessere Zukunftschancen zu ermöglichen und zu versuchen, dasselbe für andere Frauen zu tun, die aus Randgruppen kommen. Außerdem freue ich mich besonders darüber, daß ich junge Landwirte in der Agrarindustrie beschäftigen kann, de - ren Wunsch zu arbeiten sehr stark gestiegen ist, als sie die Ergebnisse der SIRED-Unterstützung für meine Agrarindustrie gesehen haben. Indem ich junge Mädchen und Jungen aus dem ländlichen Raum beschäftige, biete ich ihnen eine Chance, im Kosovo zu arbeiten und zu bleiben“. Dank der Unterstützung von engagierten Frauen wie Remzije bei der Gründung ihres Betriebs, bemühen sich mehr Frauen aus der Region, ihre Tätigkeit in der Landwirtschaft zu formalisieren. „Das erfolgreiche SIRED- Projekt der ADA schafft für Frauen im Ko - sovo nachhaltige Erwerbsmöglichleiten. Ebenso wird ihr sozialer Status Schritt für Schritt verbessert“, so ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift zum Projekterfolg. Foto: ADA-SIRED Derzeit beliefert Remzije Berisha den lokalen Markt mit ihren Produkten im Kosovo. Schwerpunktland Kosovo Österreich ist ein langjähriger, enger Partner Kosovos und seit 1999 Schwerpunktland der Österreichischen Entwick lungs - zusammenarbeit. Aktuell unterstützt Österreich insbesondere: den Bildungssektor, den nachhaltigen Aufbau der kosovarischen Institutionen im Sinne guter Regierungsführung, die Wirtschaft mit der Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben und des Arbeitsmarktes und eine starke Zivilgesellschaft. Die gegenwärtige Phase der Transformation des Landes ist bedeutend für die Entwicklung demokratischer Werte sowie die Gleichberechtigung von Männern und Frauen und Gender Mainstreaming, die Entwick - lung des Minderheitenschutzes und der Minderheitenrechte, der für den Arbeitsmarkt re - levanten Berufsausbildung, des Bologna-Pro - zesses im Bereich Universitätsausbildung, der Rechtsstaatlichkeit und einer funktionierenden Marktwirtschaft. Die Austrian Development Agency Österreich unterstützt Partnerländer in Af rika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung und trägt da - mit weltweit zu Armutsminderung, Friedens - sicherung sowie Umwelt- und Ressourcenschutz bei. Langfristige Programme und Pro - jekte bringen Stabilität, Sicherheit und Zu - kunftsperspektiven für die Menschen vor Ort. Laut Meldung an den Entwicklungshilfeausschuß der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD/DAC) stellte Österreich 2020 1,117 Milliarden Euro an öffentlichen Entwick - lungshilfeleistungen (ODA). Das entspricht 0,30 Prozent des Bruttonationaleinkommens. 450 Millionen Euro flossen in die bilaterale, 667 Millionen Euro in die multilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Bewährte Partner Die Entwicklungszusammenarbeit ist in Österreich Aufgabe der gesamten Bundesregierung und wird vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) koordiniert. Den gesetzlichen Rahmen bildet das Entwicklungszusammenarbeitsgesetz. Die Strategie ist im Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2019 bis 2021 festgelegt, das gemeinsam von Bund, Ländern, So - »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at zialpartnern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Wirtschaft und Wissenschaft er - stellt wurde. Die ADA, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, wickelt im Auftrag des Bundes die bilateralen Entwicklungsprogramme und -projekte ab. Sie kooperiert dabei mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen. Im Jahr 2020 hat die ADA ein Volumen von 183,7 Millionen Euro zur Umsetzung anvertraut bekommen (inklusive Drittmittel). Auch zahlreiche andere Akteure unterstützen die Ziele der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Zusammenarbeit zwischen Österreich und seinen Partnerländern Um die vorhandenen Mittel effizient einzusetzen, konzentrieren sich die bilateralen Programme und Projekte der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit auf folgende Länder: Burkina Faso, Äthiopien, Uganda, Mosambik, Bhutan, Ko sovo, Albanien, Moldau, Georgien, Armenien und Palästina. Aber auch in anderen Regionen engagiert sich Österreich durch die Kofinanzierung von Programmen und Projekten von zivilgesellschaftlichen Organisationen und die Förderung von Wirtschaftspartnerschaften. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit ist in den Schwerpunktländern durch Auslandsbüros vertreten. Diese sind Teil der diplomatischen Vertretungen und wer den von der ADA geführt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Büros stellen sicher, daß die Aktivitäten den lokalen Bedürfnissen entsprechen und mit allen Entwicklungspartnern und an-deren Gebern abgestimmt sind. n https://www.entwicklung.at/
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Foto: Missio / Katharina Schiffl Ö
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Foto: Universalmuseum Joanneum / J.
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