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ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Kultur 140 von Munchs Bildern im Herbstsalon in Kristiania Kritik hervor. Nur zwei Jahre später nimmt er mit vier Arbeiten, darunter die erste Fassung des unter dem Titel Studie ausgestellten Werks Das kranke Kind, in dem der Maler den Tod seiner früh an Tuberkulose verstorbenen Schwester Sophie verarbeitet, erneut an der Herbstausstellung teil und löst damit endgültig einen Skandal aus. Die Kritiker bezeichnen die Darstellung als unfertige „Schmiererei“. Um 1890 schafft Munch erste symbolistische Arbeiten. In seinen eindrucksvollen Landschaftsbildern wird die Natur zu einem Projektionsraum der menschlichen Emotion, zum Spiegel der Seele. Vor allem Åsgårdstrand am Oslofjord, wo Munch sich über die Sommermonate ein Haus mietet, wird für ihn zu einem besonderen Ort der Inspiration. Mit dem Symbolismus kommt Munch vorrangig während seiner Aufenthalte in Paris in Berührung. Dort lernt er unter anderem im Salon des Artistes Indépendants auch die Kunst der zeitgenössischen Avantgarde kennen. Die Malerei von Vincent van Gogh, Georges Seurat, Paul Signac und Henri de Toulouse-Lautrec beeinflußt ihn schließlich in seinem eigenen Schaffen. Erste Erfolge 1892 werden Bilder Munchs bei einer Ausstellung im Verein Berliner Künstler präsentiert, was zu einem Skandal führt. Sein Stil wird erneut harsch kritisiert. Ein ge - meinsamer Beschluß der übrigen teilnehmen - den Künstler führt letztlich zu einer vorzeitigen Schließung der Schau, was jedoch auch die Steigerung der Bekanntheit Munchs zur Folge hat. Der Norweger übersiedelt nach Berlin und verkehrt dort in dem intellektuellen Literatenkreis der Weinstube Zum Schwar - zen Ferkel, zu dem neben August Strindberg unter anderem auch die Schriftsteller und Kritiker Stanisław Przybyszewski und Julius Meier-Graefe sowie Przybyszewskis spätere Frau Dagny Juel zählen. Vermutlich zu dieser Zeit beginnt Munch auch mit der sogenannten „Roßkur“, indem er seine Bilder der Witterung aussetzt. Munchs individueller künstlerischer Weg verbindet ihn international mit verschiedenen avantgardistischen Künstlergruppen. So werden seine Werke 1906 in der bahn - brechen den Ausstellung der Fauves im Salon des Indépendants in Paris gezeigt; 1908 nimmt der Norweger an einer Ausstellung der Künstlergruppe Brücke in Dresden teil und wird zu einem künstlerischen Vorbild für die expressionistische Malerei in Deutschland. Seit der Jahrhundertwende kämpft Munch jedoch immer wieder mit psychischen Problemen und Alkoholismus und hält sich deshalb wiederholt in diversen Kliniken auf. Für die Verschlechterung von Munchs Seelenzustand ist unter anderem seine gescheiterte Beziehung zu Tulla Larsen verantwortlich. Von zahlreichen Zerwürfnissen geprägt, endet sie in einem dramatischen wie folgenreichen Streit. In einem Handgemenge löst sich aus einer Waffe ein Schuß, der Munch an der linken Hand verletzt, sodaß er das oberste Glied seines Mittelfingers verliert. Ein gespaltenes Verhältnis zum weiblichen Ge schlecht wird Munch zeitlebens begleiten. Es spiegelt sich auch in zahlreichen seiner Werke wider, in denen er die Komplexität der Paarbeziehung zwischen Mann und Frau thematisiert, die für ihn unweigerlich mit Verletzung und seelischem Schmerz einhergeht. Ekely Im Januar 1916 erwirbt Munch westlich von Kristiania den Besitz Ekely, wo er bis zu seinem Tod die meiste Zeit verbringt. Seine © Albertina Wien – Sammlung Batliner Edvard Munch, Winterlandschaft, 1915, Öl auf Leinwand »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Kultur 141 ristisch und atmosphärisch sind seine melancholischen Landschaften – intensive Farbund gleichzeitig Seelenräume – nachfolgenden Generationen Inspiration. Das Leben auf dem Land, das Meeresufer und die bäuerliche Umgebung von Ekely bieten Munch die Kulisse für zahlreiche seiner Bildmotive. Vermehrt schafft die winterliche Schneelandschaft mit ihren kontrastreichen dunklen Schatten malerische Anreize. Tate: Presented by Thomas Olsen 1939 © Tate Edvard Munch, Das kranke Kind, 1907, Öl auf Leinwand © Collection of Catherine Woodard and Nelson Blitz, Jr. / Foto: Bonnie H. Morrison Ausstellungstätigkeit konzentriert sich kriegsbedingt auf die nordischen Länder; er präsentiert seine Kunst in Stockholm, Göteborg und Kopenhagen. Aus seinen großen Themenschwerpunkten Angst, Tod und Lie - be hat sich bereits ab den 1890er-Jahren nach und nach der „Lebensfries“, eine von Munch variabel zusammengefaßte Bildfolge zu Sta - tionen des Lebens, entwickelt. In Ekely be - ginnt Munch nun erneut an diesen Themen zu arbeiten und setzt sie als monumentale Fassungen um. 1918/19 erkrankt der Künstler an der Spanischen Grippe und hält dies in mehreren Gemälden fest, auf denen er sich alt, müde und kraftlos darstellt. Trotz seiner stets labilen Gesundheit wieder genesen, konzentriert er sich in den nächsten Jahren vermehrt auf das Thema Künstler und Mo - dell und die Aktmalerei. Er widmet sich verstärkt der Aquarellmalerei, was sich auch in der Farbgestaltung der Gemälde niederschlägt. Das Weiß der Leinwand bietet sich für eine offene, sehr freie Bearbeitung mit Farbe an. Dieser unkonventionelle Umgang mit dem Malmaterial wie auch die kühne Farbwahl seiner an sich gegenständlichen Sujets sind zwei der zahlreichen Aspekte, die Munch auf formaler Ebene für zeitgenössische Kunstschaffende interessant machen. Kolo- Edvard Munch, Madonna, 1895-96, Öl auf Leinwand Späte Jahre Edvard Munch wird immer erfolgreicher. Einzelausstellungen 1922 in Zürich, Bern und Basel, Einladungen zu Ausstellungsbeteiligungen und als Ehrengast nach Göteborg so - wie die Ernennung zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste 1923 und zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Künste 1925 zeugen von wachsender An er - kennung. Er reist viel durch Europa. Großaufträge zu Wandmalereien und zahlreiche internationale Retrospektiven demonstrieren seine Position als wichtiger Vertreter der mo - dernen Kunst. 1926 stirbt seine Schwester Laura, die jahrelang an Depressionen gelitten hat. 1930 führt das Platzen eines Blutgefäßes an Munchs rechtem Auge beinahe zur temporären Erblindung. Mit geradezu wissenschaftlicher Präzision protokolliert, zeichnet und aquarelliert Munch den Verlauf seiner Krankheit. Zu dieser Zeit entstehen fotografische Selbstbildnisse – stets Nahaufnahmen; gleichzeitig malt er wieder zahlreiche Selbstporträts. Der Tod seiner Tante Karen Bjølstad im darauffolgenden Jahr führt zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema Alter und Tod. Ab Mitte der 1930er-Jahre entstehen Bilder von intensiver Leuchtkraft. Die Sehnsucht des Mannes nach der Frau bleibt bei Munch auch im Spätwerk eine unerfüllte Utopie. Der freie, offene und lockere Pinselstrich lässt die ursprünglich quälenden Themen leichter erscheinen, als wäre Munch aus der Teilnehmerrolle in die des Beobachters übergewechselt. Munch lebt sehr zurückgezogen, nach ei - gener Aussage „gänzlich wie ein Eremit“; sein Augenleiden schränkt ihn in seiner Arbeit ein. 1937 nimmt er an zahlreichen Aus stellungen, darunter an der Pariser Weltausstellung, teil; im selben Jahr werden seine Werke als „entartet“ aus deutschen Museen und Privatsammlungen beschlagnahmt. 1939 lehnt er das Angebot zu einer großen Ausstellung in Paris ab. Ab 1940 arbeitet Munch an seinen letzten Selbstporträts, die von seiner intensiven Aus - einandersetzung mit dem Tod geprägt sind. Er sagt: „Ich will nicht plötzlich sterben. Ich will auch dieses letzte Erlebnis haben.“ Munch lebt isoliert in Ekely, baut selbst sein Obst und Gemüse an und verweigert den Kontakt zu den Deutschen, die das Land be - setzt halten. Bald nach den Feiern zu seinem »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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