ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Chronik 100 Jahre Niederösterreich 2022 steht im Zeichen von des Jubiläums und der neuen Landesstrategie 2030 Am 1. Jänner 2022 war es genau 100 Jahre her, daß das Trennungsgesetz für Niederösterreich und Wien in Kraft getreten ist. „Das heißt: Heuer feiert unser Bundesland seinen 100. Geburtstag“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Rahmen der Radiosendung „Niederösterreich im Ge - spräch“. Man blicke dabei auf 100 Jahre zurück, in denen Niederösterreich einen großartigen Wandel erlebt habe. Mikl-Leitner: „Ich den - ke an die historischen Ereignisse wie die Kriegsjahre, die Besatzungszeit und den Wie - deraufbau nach dem Weltkrieg. Ich denke auch an unsere Entwicklung von einem Land am Rand der freien Welt zu einem Land im Herzen Europas mit einer eigenen Landeshauptstadt.“ Im Jahr 2022 werde man zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen im Zeichen dieses Jubiläums begehen. Christian Rapp, der wissenschaftliche Leiter vom Haus der Geschichte, erläuterte die Hintergründe zur Trennung von Niederösterreich und Wien: „Wien und Niederöster - reich waren noch nach dem Ersten Weltkrieg ein gemeinsames Bundesland. Es gibt zwei Gründe, warum sie sich trennen mußten. Der eine ist, daß die anderen Bundesländer den Eindruck hatten, daß dieses riesige Bundesland fast mit der Mehrheit der Bevölkerung eigentlich alle anderen Bundesländer dominieren würde. Der zweite Grund war ein parteipolitischer.“ Neben den Feierlichkeiten zur 100-jährigen Trennung von Niederösterreich und Wien gibt es heuer mit der Erarbeitung der Landesstrategie 2030 einen weiteren Arbeitsschwerpunkt. „Trotz der allgegenwärtigen Corona-Bekämpfung haben wir im Vorjahr auch einen intensiven Zukunftsprozeß ge - startet. Es ist ein Prozeß zu einer neuen Landesstrategie, der in dieser Form einzigartig in Österreich ist. Weil wir hier vor allem auch gemeinsam über alle Parteigrenzen hinweg an morgen denken. Im Laufe dieses Jahres werden wir die Ergebnisse aus den drei Be - reichen Wissenschaft, Experten und Bürgerbeteiligung zusammenfassen. Ich freue mich jetzt schon auf die Ergebnisse und die Präsentation im Herbst 2022“, so Mikl-Leitner weiter. Am 11. Jänner fand eine Festsitzung der Niederösterreichischen Landesregierung statt, Foto: NLK / Burchhart Außerordentliche Sitzung der NÖ Landesregierung am 11. Jänner anläßlich „100 Jahre Bundesland Niederösterreich“ unter dem Vorsitz von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die das Jubiläumsjahr offiziell einläutete. So - wohl auf Lan desebene als auch in den Bezirken sind umfangreiche Ausstellungen, Kulturveranstaltungen, Symposien und Tagungen sowie Publikationen geplant. Im Zentrum stehen die Bezirksfeste, die am 25./26. Juni 2022 in allen Bezirken des Landes stattfinden werden. Zur Historie Niederösterreichs Niederösterreich ist historisch eng mit der Geschichte Österreichs und Europas verknüpft. In Niederösterreich liegt der Ursprung Österreichs. Die berühmte Ostarrichi-Ur kun - de aus dem Jahr 996 mit der ersten Erwähnung des Namens „Österreich“ zeigt, daß (Nieder-)Österreich in weiterer Folge namens - gebend für ganz Österreich wurde. Die nach dem Sieg auf dem Lechfeld 995 gegründete Ottonische Mark gelangte 976 an die Babenberger, die bis Mitte des 11. Jahrhunderts ihr Herrschaftsgebiet bis an die Flüsse Thaya, March und Leitha ausdehnten. Im 12. Jahrhundert wurde das Waldviertel erschlossen und Teil der Mark. 1156 erhob Kaiser Friedrich Barbarossa auf einem Reichstag zu Regensburg die Markgrafschaft – im We sentlichen das Gebiet des heutigen Niederösterreichs und kleinere Teile von Oberösterreich – zum Her - zogtum („Privilegium minus“). Der Sieg Ru - dolfs von Habsburg über König Ottokar II »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at 102 Přemysl von Böhmen bei Dürnkrut und Je - denspeigen am 26. August 1278 hatte die Belehnung der Habsburger mit dem Land unter der Enns (1282) und deren Herrschaft bis zum Ende der Monarchie 1918 zur Folge. Als 1918 die Monarchie zerfiel, entstand Niederösterreich (damals inklusive Wien) als größter und bevölkerungsreichster Bestandteil der Republik Österreich. Der politische Neuanfang des Staates wie des Landes er - folgte im Landhaus der niederösterreichischen Stände in der Wiener Herrengasse, wo sich die provisorische Nationalversammlung konstituierte und am 30. Oktober 1918 den neuen Staat gründete. Am 5. November 1918 bildete sich die provisorische Landesversammlung und schuf das Bundesland Nie - derösterreich, das damals Wien miteinschloß. Die Landesversammlung bestand aus 120 Mit gliedern, darunter Abgeordnete des letzten, 1908 gewählten Landtages und niederösterreichische Vertreter des 1911 gewählten Reichsrates. Die Männer wählten den christlich-sozialen Leopold Steiner zum Landeshauptmann und stellten ihm Repräsentanten der führenden Parteien als Stellvertreter zur Seite: den christlich-sozialen Bauern Johann Mayer aus Bockfließ im Weinviertel, den sozialdemokratischen Krankenkassenbeamten Albert Sever aus Wien sowie den großdeutschen Gastwirt und Postmeister Karl Kittinger aus Karlstein an der Thaya.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 202 / 21. 03. 2022 Chronik 103 Foto: NLK / Pfeiffer v.l.: Landesdirektor Robert Ziegler (ORF NÖ), Benedikt Vogl (wissenchaftlicher Mitarbeiter Haus der Geschichte), Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner und der Haus der Geschichte-Geschäftsführer Matthias Pacher Bei der ersten demokratischen und freien Landtagswahl für beide Geschlechter am 4. Mai 1919 wurde die Sozialdemokratische Ar - beiterpartei stimmenstärkste Kraft und der So zialdemokrat Albert Sever zum ersten Lan - deshauptmann von Niederösterreich gewählt. Auf Grundlage der am 30. November 1920 beschlossenen Landesverfassung fand am 24. April 1921 die erste Landtagswahl des eigenständigen Niederösterreich statt, bei der die Christlichsoziale Partei die Mandatsmehrheit errang und Johann Mayer zum ersten Landeshauptmann des eigenständigen Niederösterreich gewählt wurde. Mit1. Jänner 1922 trat das Trennungsgesetz in Kraft getreten ist, womit der Grundstein für das Niederösterreich in seiner heutigen Ausformung gelegt wurde. Wirtschaftliche und politische Krisen der jungen Ersten Republik bedingten u.a. die Er - richtung der Diktatur des Ständestaates zwischen 1934 und 1938. Mit dem „Anschluß“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938, der auch von niederösterreichischen Nationalsozialisten herbeigeführt wurde, ging die Eigenständigkeit Österreichs verloren. Niederösterreich wurde in „Niederdonau“ umbenannt und Wien blieb Verwaltungssitz, obwohl Krems an der Donau formell zur „Gauhauptstadt“ erhoben worden war. Der Zweite Weltkrieg forderte zigtausende Tote. Ethnische und religiöse Minderheiten, insbesondere die jüdische Bevölkerung, wurden beraubt, vertrieben und in Kon - zentrationslagern ermordet. Der Zusammenbruch des Dritten Reiches 1945 bedeutete Foto: Ralf Roletschek / http://roletschek.at/ einerseits die Befreiung vom Nationalsozialismus, andererseits schwere Heimsuchungen. Die jahrelange sowjetische Besatzung, Enteignungen und Reparationszahlungen verzögerten den Wiederaufbau. Erst der Ös - terreichische Staatsvertrag von 1955 ermöglichte Niederösterreich einen Aufholprozeß, der in den 1970er-Jahren zu einem Gleichziehen mit jenen Bundesländern führte, die unter westalliierter Besatzung gestanden wa - ren. Am 10. Juli 1986 faßte der Niederösterreichische Landtag nach Abhaltung einer Volksbefragung den Beschluß, die zentral ge - legene Stadt St. Pölten zur neuen Landeshauptstadt zu bestimmen. Damit einher ging auch ein Aufbruch, der sowohl zentral als Der Hauptplatz von Niederösterreichs Landeshauptstadt St. Pölten »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at auch regional neue wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen entstehen ließ. 1989 bedeutete der Fall des Ei - sernen Vorhanges einen geopolitischen Wendepunkt, der zusammen mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union bewirkte, daß Niederösterreich vom Rand in das Zentrum Europas rückte. Mit der Möglichkeit der Mitgestaltung des Kontinents als gleichberechtigter Partner engagierte sich Nie derösterreich seither vor allem im Euro - päi schen Ausschuß der Regionen sowie im Be reich der Arbeitsgemeinschaft der Donauländer. n https://www.noe.gv.at/ https://www.100jahrenoe.at/ https://www.museumnoe.at/
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Foto: Universalmuseum Joanneum / J.
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