ÖSTERREICH JOURNAL NR. 200 / 15. 10. 2021 Österreich, Europa und die Welt 18 Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Generalsekretärin des Nationalfonds und des Allgemeinen Entschädigungsfonds Hannah Lessing den Mitgliedern des polnischen Widerstands an den Österreicher Hermann Langbein, der einer der Mitbegründer des Internationalen Auschwitz-Rates war. Turksi dankte für die Initiative für die neue Ausstellung insbesondere dem österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen sowie den MitarbeiterInnnen des Nationalfonds, namentlich dessen Generalsekretärin Hannah M. Lessing. IKG-Präsident Deutsch: Die Erinnerung wachhalten Auschwitz sei der größte Friedhof der Menschheit, sagte Oskar Deutsch, Präsident des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Die Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Marian Turski, Überlebender des Konzen - trationslagers Auschwitz, bei seinen Worten der Erinnerung Die neue Ausstellung sei für Österreich ungeheuer wichtig. Sie offenbare Brüche des Landes, die bis ins Heute hineinwirken, und einen klaren Handlungsauftrag für die Zu - kunft mitgeben. Für Sobotka sei es wichtig, daß in der Ausstellung auch und gerade die Täter und ihre Taten ins Licht gerückt würden. „Konfrontation mit unserer Geschichte kann keine Konfrontation mit einer halben Geschichte sein“, sagte er. Er wünsche sich, daß BesucherInnen der Ausstellung der Opfer von Auschwitz gedenken und sich zurück im Alltag als BotschafterInnen für ein menschliches Miteinander engagieren. Zeitzeuge Turski: Jede Nation ist aufgefordert, sich ihrer Geschichte zu stellen Marian Turski, 1926 geboren, einer der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz, überlebte den Todesmarsch aus dem Vernichtungslager ins Konzentrationslager Buchenwald und wurde schließlich im Ghetto Theresienstadt am 8. Mai 1945 befreit. Er ist Mitglied im Internationalen Auschwitz Rat, Vorsitzender des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau und seit Juni 2021 Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. Auschwitz sei nicht nur eine Geschichte der Opfer und des Widerstands, sondern auch eine Geschichte der TäterInnen. Jede Nation sei gefordert, nicht nur die HeldInnen der eigenen Geschichte zu würdigen, sondern sich auch dem unwürdigen Teil der ei - genen Geschichte zu stellen. Österreich über - nehme mit der Ausstellung, die nun eröffnet wurde, seinen Teil. Turski erinnerte neben Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Polens Vizepremierminister und Minister für Kultur und nationales Erbe, Piotr Gliński Ausgrenzung der Opfer habe jedoch bereits in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft begonnen, in den Städten und Dörfern in ganz Eu - ropa. Nach dem Krieg sei diese Tatsache verdrängt worden. In Österreich habe es lange keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Schoah gegeben. Die Erinnerung an sie solle jedoch wachgehalten werden, damit so et - was nicht mehr passieren könne. Die neue Ausstellung ermögliche die notwendige Auseinandersetzung mit der österreichischen Vergangenheit. Immer wieder treffe er auf Menschen, die sagen, man solle „endlich aufhören, vom Holocaust zu reden“, sagte Deutsch. Diesen antworte er mit Primo Levis Worten: „Es ist geschehen, daher kann es wieder geschehen.“ Deutsch las aus dem erschütternden letzten Brief vor, den seine Großmutter Bertha Beile Deutsch vor ihrer Deportation 1944 aus Cluj/Klausenburg an ihre Familie geschickt hatte und der in Yad Vashem aufbewahrt wird. Polnischer Kulturminister Gliński: Arbeit an Gedenkstätten ist nicht abgeschlossen Der polnische Vizepremierminister und Minister für Kultur und nationales Erbe Piotr Gliński betonte die Wichtigkeit der Erinnerung an die Opfer und an die Überlebenden der nationalsozialistischen Verbrechen. Die - se Verpflichtung müsse an die nächsten Ge - nerationen weitergegeben werden. Auf dem Gebiet Polens habe die nationalsozialistische Gewaltherrschaft tausende Orte hinterlassen, an denen Millionen Menschen ermordet wurden. Auschwitz-Birkenau sei nur die be - kannteste unter ihnen. Der Versuch, die Tä - »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 200 / 15. 10. 2021 Österreich, Europa und die Welt 19 Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Europaministerin Karoline Edtstadler terInnen zur Verantwortung zu ziehen, sei lei - der nie konsequent zu Ende geführt worden, gut 90 Prozent hätten sich der Strafe entziehen können, erinnerte der polnische Vizepremier. Er betrachte auch „mit großer Sorge, daß an vielen Orten Gedenkstätten dem Verfall und dem Vergessen ausgesetzt sind“. Polen schätze die Anstrengungen Österreichs in der Erinnerungspolitik und verfolge die Entwicklungen um das Nebenlager Gu - sen des Konzentrationslagers Mauthausen sehr aufmerksam, sagte Gliński. An diesem Ort seien rund 27.000 polnische BürgerInnen auf furchtbare Weise ums Leben gekommen. Der Prozeß der Errichtung einer würdigen Gedenkstätte an dieser Stelle sei noch nicht abgeschlossen. Polen sei bereit, seine Er fahrungen in diesem Bereich zur Verfügung zu stellen. Alle Initiativen in diesem Be - reich seien daher zu begrüßen, sagte Gliński und erneuerte das Angebot zur Zusammenarbeit mit Österreich. Europaministerin Edtstadler: Antisemitismus und Haß konsequent entgegentreten Auschwitz sei zum Symbol der industrialisierten Massenvernichtung und zum Inbegriff der Shoah, des größten Verbrechens der Menschheitsgeschichte geworden, erinnerte Österreichs Europaministerin Karoline Edtstadler. Auschwitz konfrontiere bis heute die EuropäerInnen und ÖsterreicherInnen mit schwierigen Fragen. Heute seien Antisemitismus und Rassismus wieder deutlich auf dem Vormarsch, warnte Edtstadler. Die ge - samte Gesellschaft sei durch diese Entwikklungen gefordert. Edtstadler erinnerte etwa Außenminister Alexander Schallenberg an Entgleisungen von Corona-LeugnerInnen, die den Holocaust verharmlosen oder die Erinnerung an ihn für ihre Zwecke instrumentalisieren. Solchen Entwicklungen müsse man entgegentreten, sagte Edtstadler. Zwar habe Österreich seine Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus lei - der erst sehr spät wahrgenommen. Diese Ver - antwortung werde jedoch nicht vergessen werden, betonte die Europaministerin. Sie be - kräftigte, daß das offizielle Österreich sich für eine würdige Gedenkstätte an der Stelle des ehemaligen KZ Gusen einsetzen werde. Sie danke allen, die sich für die neue Ausstellung eingesetzt haben, für ihre Beharrlichkeit. Außenminister Schallenberg über »zukunftsfähige Erinnerungen« Österreichs Außenminister Alexander Schal lenberg ging in seinen Worten auf die Funktion des grenzübergreifenden Lernens aus der Geschichte ein. Ein Ort wie Ausch - witz, ein „Ort des Unaussprechlichen“ voller mahnender und schmerzhafter Erinnerungen, bewahre uns vor dem „lebensgefährlichen Glauben“, wir seien vor einer Wiederholung der Geschichte gefeit. Es sei wichtig, sich ohne Scheuklappen auch den dunkelsten Ka - piteln unserer Geschichte zu stellen und uns damit unserer Verantwortung auf kollektiver, aber auch auf individueller Ebene bewußt zu werden. Eine drohende Wiederkehr der Vergangenheit könne nur durch zukunftsfähige Erinnerungen aufgehalten werden, und so mit aus einem „Niemals vergessen!“ ein „Niemals wieder!“ erwachsen lassen, so der Außenminister. Staatssekretärin Andrea Mayer Staatssekretärin Mayer: Gedenken als ständiger Auftrag für das gesellschaftliche Zusammenleben Staatssekretärin Andrea Mayer führte dieses „Niemals wieder!“ weiter in ein „Weh- ret den Anfängen!“ und erläuterte die Genese des Hasses, von seinen scheinbar harmlosen Anfängen bis zu seinen grausamen Auswirkungen – auch dafür könne der Titel der Ausstellung „Entfernung“ stehen. Sie zitierte die Literaturwissenschaftlerin und Holocaustüberlebende Ruth Klüger, nach der wir nicht unbedingt für Rechtsstaat und Demokratie vorprogrammiert seien, sondern uns aufgrund unseres Selbstbestimmungsrechtes auch jederzeit anders entscheiden könnten. Auschwitz sei ein Symbol des Abgrundes, in den dieser Weg führen könne, erklärte Mayer. Das Gedenken sei auch als ein ständiger Auf - trag für das gesellschaftliche Zusammenleben zu verstehen, bereits frühzeitig einen Wall gegen Diskriminierung aufzubauen, ge - gen Haß und antidemokratische Tendenzen. Der Kunst komme durch ihre mittelbare, kreative Weitergabe dieser Werte eine besondere Rolle zu. Direktor Cywiński: Erinnerung liefert den Schlüssel für den Entwurf unserer Zukunft Piotr M. A. Cywiński, Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, brachte dem Publikum die engen Verknüpfungen, aber auch die Differenzen zwischen Ge - schichte und Erinnerung näher. Während Ge - schichte vornehmlich Zahlen, Daten und Fak - ten liefere, könne Erinnerung einen „Schlüssel für den Entwurf unserer Zukunft“ liefern. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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Foto: Sandro Zanzinger / Belvedere,
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