ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 12. 2020 Innenpolitik Absicherung österreichischjüdischen Kulturerbes 54 Bundeskanzler Kurz zu Novemberpogromen 1938: »Österreich hat eine besondere historische Verantwortung, jüdisches Leben zu schützen« Foto: BKA / Dragan Tatic Wir gedenken heute der fürchterlichen Ereignisse der Novemberpogrome von 1938. Diese dunkle Nacht vom 9. auf den 10. November markiert eine folgenschwere Wen - de“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 9. November beim Gedenkakt anläßlich der Novemberpogrome und der Ankündigung des Gesetzesentwurfs über die Absicherung österreichisch-jüdischen Kulturerbes (ÖJKG) im Bundeskanzleramt. „Aus den Worten des nationalsozialistischen Rassenwahns wurden Taten. Taten, die sich gegen unsere jüdischen Mitmenschen richteten, Taten, die die Grund - lage für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, die Shoah, bildeten. Nach den Ereignissen dieser Nacht wurde aus Diskriminierung Verfolgung, aus Bedrohung Ge - walt und aus Ausgrenzung Vernichtung“, so Kurz. Die Bundesregierung war zudem durch Vizekanzler Werner Kogler und Kanzler - amtsministerin Karoline Edtstadler vertreten. „Heute dürfen wir stolz und dankbar sein, daß Österreich wieder eine lebendige und blühende jüdische Gemeinde hat. Wir dürfen Am 9. November fand anläßlich der Novemberpogrome eine Gedenkveranstaltung im Bundeskanzleramt statt – das Bild zeigt Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seiner Rede »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at/ aber auch nicht vergessen, daß das Gift des Antisemitismus noch nicht verschwunden ist, weder in Österreich noch in Europa noch in der Welt. Wir als Republik Österreich haben aufgrund unserer Geschichte eine ganz be - sondere historische Verantwortung, jüdisches Leben zu schützen, bei uns und anderswo“, betonte der Bundeskanzler. Das beginne beim in Österreich verwurzelten Antisemitismus, den man konsequent bekämpfen müsse. Auch wenn der Antisemitismus heute weniger auffalle, so sei doch jede Attacke eine zu viel. Man dürfe nicht müde werden, diese „mit allen Mitteln des Rechtsstaates“ zu bekämpfen. Darüber hinaus müsse man auch das ös - terreichisch-jüdische Kulturerbe schützen und bewahren. Dazu gehöre auch der Schutz der jüdischen Einrichtungen, die Stärkung des Gemeindelebens und der Dialog mit an - deren Religionen. „Ich freue mich sehr, daß es gelungen ist, ein neues Bundesgesetz über die Absicherung des jüdischen Kulturerbes in Österreich auf den Weg zu bringen. Die Republik wird die israelitische Religionsgesellschaft in Zukunft jährlich mit 4 Millionen Euro bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen“, sagte der Regierungschef. Er be - dankte sich insbesondere bei Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, die durch eine gute Zusam - menarbeit diesen „historischen Schritt“ mög - lich gemacht hätten. Kurz: Antisemitische Vorurteile haben in Österreich keinen Platz Letztlich müsse man in Österreich darauf achten, daß nicht ständig neuer Antisemitismus importiert werde. Man erlebe immer wieder, daß manche Menschen antisemitische Vorurteile aus ihren Heimatländern mitbringen und dieses Gedankengut nicht vergessen. „Egal ob diese Vorurteile religiös oder politisch motiviert sind: Für diese ist in Ös - terreich kein Platz. Nur wer die Würde jedes einzelnen Menschen gleichermaßen respektiert, hat Platz in unserem Land. Gegenüber Intoleranz darf es keine falsch verstandene Toleranz geben“, betonte der Kanzler.
Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA / Dragan Tatic ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 12. 2020 Man sei erst am 2. November durch den islamistischen Terroranschlag erinnert worden, daß Österreich keine Insel der Seligen sei. Dieser Anschlag erinnere daran, daß ex - tremistische Ideologien, ganz gleich ob rechts, links oder islamistisch, oft eines gemeinsam haben: nämlich den Hass auf Jüdinnen und Juden. „Daher zeigt sich einmal mehr, daß wir eine große Verantwortung haben, unsere freie Gesellschaft zu verteidigen und das jü - dische Leben in unserem Land zu schützen. Wir werden nicht müde, wenn es darum geht, diese wichtige Aufgabe zu erbringen und unsere historische Verantwortung zu leben. Innenpolitik Bundeskanzler Sebastian Kurz: „Antisemitische Vorurteile haben in Österreich keinen Platz“ Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler: „Dieser 9. November 1938 muß uns allen eine Mahnung bleiben…“ In Österreich, in Europa und der Welt“, so Bundeskanzler Sebastian Kurz in seiner An - sprache. Edtstadler: Initiativen zur Förderung und Absicherung des österreichischjüdischen Lebens vorantreiben Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler erklärte in ihrer Rede: „Wir gedenken heute der unfaßbaren und unentschuldbaren Ereignisse, die sich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ereignet haben. Eine Nacht, in der die Enteignung, Vertreibung und Ermordung österreichischer Jüdinnen 55 und Juden ein für alle sichtbares und unfaßbares, verheerendes Ausmaß angenommen hat. Dieser 9. November 1938 muß uns allen eine Mahnung bleiben, um niemals zu vergessen und um zu verhindern, daß sich Derartiges wieder ereignet.“ Gerade heute, Jahrzehnte nach den dunkelsten Kapiteln in der Geschichte Österreichs, müsse man wachsam bleiben. Denn seit Jahren sei in ganz Europa, aber auch in Österreich ein Anstieg an antisemitischen Vorfällen und terroristischen Angriffen festzustellen, so erst Anfang November in Wien. Be gangen von Menschen, die die freie und demokratische Lebensweise ablehnten. „Wir werden jedoch nicht zulassen, daß diese Men - schen unser gesellschaftliches Leben aus dem Gefüge bringen. Wir werden an unseren Werten festhalten und sie verteidigen“, be - kräftigte Edtstadler. Man wolle an diesem Tag aber nicht nur gedenken, sondern auch in die Zukunft blikken: „In eine Zukunft, in der die Sicherheit der jüdischen Gemeinde auch weiterhin oberste Priorität für die Republik Österreich hat. In eine Zukunft, in der die jüdische Kultur in Österreich blüht und gedeiht und in der wir unsere Werte und Freiheiten leben können“, so die Ministerin, die sich beim Bun - deskanzler und bei Vizekanzler Werner Kogler dafür bedankte, daß sie gemeinsam mit der Bundesregierung Initiativen zur Förderung und Absicherung des österreichischen jüdischen Lebens vorantreiben. Ein weiterer Dank galt dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, für seinen unermüdlichen Einsatz. Kogler: Nie wieder muß wirklich nie wieder bedeuten „Während des Novemberpogroms wurden Jüdinnen und Juden gequält, gedemütigt und zügelloser, staatlich tolerierter, antisemitischer Gewalt ausgesetzt. Viele wurden ermordet, viele wurden aber auch in den Selbstmord getrieben. Ziel dieser geplanten und organisierten Vorgangsweise war die Ver - bannung und Ausschaltung der Jüdinnen und Juden aus dem gesellschaftlichen Leben“, hielt Vizekanzler Werner Kogler in seiner Re de fest und erinnerte daran, daß es in Wien vor den Pogromen 6 große Synagogen, 18 von Vereinen betriebene Synagogen und 78 Bethäuser gegeben habe. Der Holocaust, aber auch die verfehlte Politik in den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik, habe dazu geführt, daß sich heute nur mehr rund 15.000 Personen der jü - dischen Gemeinde zugehörig fühlen. Diese »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at/
Ausg. Nr. 196 • 7. Dezember 2020
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