ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 12. 2020 Kultur Gerhard Richter: Landschaft Die Ausstellung ist im Bank Austria Kunstforum Wien bis 14. Februar 2021 zu sehen und entstand in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich 112 © Gerhard Richter 2020 / Foto: bpk / The Art Institute of Chicago / Art Resource, NY Gerhard Richter, Venedig (Treppe), 1985; Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm; Art Institute of Chicago, Schenkung Edlis Neeson Collection Allen Umständen zum Trotz hat sich das Bank Austria Kunstforum Wien entschlossen, an seinem Ausstellungsprogramm festzuhalten. Nicht zuletzt, weil die langjährig geplante Herbstausstellung einen in Wien ganz besonders seltenen Gast in das Ausstellungshaus auf der Freyung holt: Gerhard Richter (geboren 1932 in Dresden, lebt und arbeitet in Köln), der als der bedeutendste lebende Maler der Welt gilt, zeigt im Bank Austria Kunstforum Wien eine Retrospektive seiner Landschaftsbilder. Wie kaum ein anderes Sujet hat die Landschaft Richters künstlerisches Interesse gefesselt und ihn im mer wieder zu neuen Bildlösungen angetrieben: Die Ausstellung „Gerhard Richter: Landschaft“ versammelt über 130 Bilder, Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotoarbeiten, Künstlerbücher und Objekte von 50 internationalen LeihgeberInnen. Das Projekt unterstreicht die Wichtigkeit dieses Genres für den deutschen Künstler, der dieses Jahr seinen 88. Geburtstag gefeiert hat. Es ist die bis dato größte Ausstellung weltweit, die ausschließlich Richters Landschaften gewidmet ist – einem Genre, mit dem er sich seit 1963 durchgehend beschäftigt hat. Einige der im Bank Austria Kunstforum Wien ausgestellten Werke sind bisher noch nie öffentlich ge - zeigt worden. »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at/ Landschaften – fotografisch, romantisierend, abstrakt Richters Gesamtwerk ist unter anderem besonders für seine Heterogenität bekannt, die sich folgerichtig auch in der Bildgattung der Landschaft zeigt: Die Ausstellung gliedert sich in fünf thematische Kapitel, die einzeln, aber auch in ihrer Zusammenschau ein beeindruckendes Panorama von Richters „Ar - beit an der Wirklichkeit“ ergeben. Die Ge - mälde, Zeichnungen und Druckgrafiken sind nicht direkt nach der Natur entstanden, sondern basieren meist auf fotografischen Vorlagen und sind somit „Landschaften aus zweiter Hand“, was sich an der Ausschnitthaftigkeit, an Unschärfeeffekten, mitunter auch an Schrift im Bild erkennen läßt. Landschaften mit tiefgezogenem Horizont und stimmungsvoller Atmosphäre rücken Richter in die Nähe der deutschen Romantik, auf die der Künstler zwar anspielt, aber der ge - genüber er sich immer wieder auch kritischzweifelnd geäußert hat: Zu malen wie Caspar David Friedrich, so Richter, sei zwar möglich, aber nur ohne sich auf die geistige Tradition des Romantikers beziehen zu kön-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 12. 2020 Kultur 113 © Gerhard Richter 2020 / Foto: Robert Bayer Gerhard Richter, Wolke, 1976, Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm; Privatsammlung, als Dauerleihgabe in der Fondation Beyeler, Basel nen. Als „Kuckuckseier“ bezeichnet Richter demnach jene romantisierenden Bilder, welchen in der Ausstellung ein ganzer Raum ge - widmet ist. Ein weiterer Raum der Ausstellung be - tont die Wichtigkeit von Richters ab stra - hierten und abstrakten Landschaften für die Entwicklung seiner Malerei. Für dieses Kapitel der Ausstellung haben zahlreiche Bil der – unter anderem das monumentale, 6,8 Meter breite Gemälde „St. Gallen“ – ihre öffentlichen und privaten Samm lungen erstmals verlassen. Die Landschaft als Sehnsucht „Gerhard Richter: Landschaft“ bietet nicht zuletzt vor dem Hintergrund von aktuellen Diskussionen von Pandemie bis Klimakrise im Herbst 2020 auch die Möglichkeit zur kontemplativen Auseinandersetzung mit „Natur“ und „Landschaft“. Entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Atelier Gerhard Richter in Köln und durchgeführt in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich, ermöglicht die Ausstellung eine Be - gegnung mit Schlüsselwerken des Künstlers und erstmals einen retrospektiven Blick auf ein Genre, das Gerhard Richter 1981 wie folgt be schrieb: „Wenn die ,Abstrakten Bilder‘ mei ne Realität zeigen, dann zeigen die Landschaften oder Stillleben meine Sehnsucht.“ Landschaften – fiktional und übermalt Konstruierte und manipulierte Landschaften – wie etwa Richters Seestücke, für die er oftmals die fotografischen Vorlagen von Wasser- und Himmelsfläche autonom und keinesfalls „wirklichkeitsgetreu“ wie eine Collage zusammensetzt – bilden einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung. Zahlreiche überarbeitete Landschaften stehen am Ende der Ausstellung: übermalte Fotografien, die der Künstler größtenteils selbst als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat, sowie Landschaftsgemälde, de - ren Realismus Richter mit abstrakten Farbstrukturen relativiert. © Gerhard Richter 2020 Gerhard Richter, Eis, 1981; Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm; Sammlung Ruth McLoughlin, Monaco »Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at/
Ausg. Nr. 196 • 7. Dezember 2020
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 196 / 07. 1
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Foto: Parlamentsdirektion / Thomas
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Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA
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