ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Innenpolitik 74 auch die Ausstellung des Parlaments am Wie - ner Heldenplatz in der Reihe „Fundamente – Meilensteine der Republik“ das 100jährige Bestehen der österreichischen Bundesverfas - sung. Im Rahmen der künstlerischen Installation werden unter anderem die Entstehung der Verfassung, aber auch die wichtigsten „Bausteine“ der Verfassung beleuchtet. Von den Grundprinzipien – betreffend die Staatsund Regierungsform, den Aufbau des Staats und das Verhältnis des Staats zu den Menschen – spannt sich der Bogen über historische Entwicklungen hin zu einem Ausblick auf die Zukunft der Verfassung. Darüber hinaus gibt eine Publikation, die auf der Parlamentswebsite zum Download zur Verfügung steht, Einblicke in die Ausstellungsinhalte zum B-VG. Zudem werden ab Oktober Führungen zu diesem Thema angeboten. Außerdem zeichnen eigens aufbereitete Web-Inhalte zu 100 Jahre B-VG auf der Webseite des Parlaments die Vorgänge bis zur Be schlußfassung am 1. Oktober 1920 nach. Beratungsprotokolle, Verfassungs-Entwürfe so wie Eingaben von BürgerInnen und Ge - meinden werden erstmals in digitaler Form zugänglich gemacht. Die Stenographischen Protokolle der Konstituierenden Nationalversammlung – auch von der Sitzung am 1. Oktober 1920 – stehen ebenso online zur Verfügung. Auf der Website des Parlaments findet sich außerdem eine eigens erstellte Video-Kurzdoku, in der unter anderem Hans Kelsen aus einem Fernsehinterview von 1960 zu Wort kommt. Künstlerische Installation am Heldenplatz Anläßlich des 100jährigen Bestehens widmet sich die frei zugängliche Ausstellung des Parlaments am Wiener Heldenplatz mit einer künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen Meilensteinen. Eine aus den Farben der Fahnen der EU-Länder abgeleitete, ei - gens gestaltete Flagge formt das durchgängige grafische Leitmotiv. Die Farben der Flaggen Österreichs und aller EU-Mitgliedsländer spiegeln sich auch in der Bespannung der Parlamentspavillons am Heldenplatz wider, die zusammen mit Auszügen aus der Bun - desverfassung gestaltet ist. Auf den Stelen der Ausstellung werden nunmehr zu „100 Jahre B-VG“ unter anderem die Entstehung der Verfassung, aber auch die wichtigsten „Bausteine“ der Verfassung beleuchtet. Von den Grundprinzipien – betreffend die Staats- und Regierungsform, den Aufbau des Staats und das Verhältnis des Staats zu den Menschen – spannt sich der Bogen über historische Entwicklungen hin Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Topf © Provided by and used with permission of Anne Feder Lee, PhD, granddaughter of Hans Kelsen_Hans Kelsen-Institut (Bundesstiftung) 100 Jahre Bundesverfassung: Künstlerische Installation am Heldenplatz zu einem Ausblick auf die Zukunft der Verfassung. Darüber hinaus gibt eine Publikation, die ab Oktober auf der Parlamentswebsite zum Download zur Verfügung steht, Einblicke in die Ausstellungsinhalte zum B-VG. Zudem werden Führungen zu diesem Thema angeboten. Jüdisches Museum Wien eröffnet Hans Kelsen-Ausstellung Das Jüdische Museum Wien, ein Mu seum der Wien Holding, eröffnete am 30. September die neue Ausstellung „Hans Kelsen und die Eleganz der österreichischen Bundesverfassung“. Die Schau erinnert an das Leben und Denken Kelsens zwischen Europa und den USA und möchte dabei auch die Er - folgsgeschichte unserer Verfassung stärker ins öffentliche Bewußtsein rücken. Direktorin Danielle Spera begrüßte die Gäste der gestrigen Ausstellungseröffnung »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at im Museum Dorotheergasse. Sie betonte, daß es bedauerlich, gleichzeitig auch bezeichnend ist, daß Hans Kelsen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nach Österreich zurück - kehren wollte: „Umso wichtiger ist es, heute sein Andenken zu ehren. Es ist höchste Zeit, sich vor diesem wichtigen Österreicher zu verneigen.“ Kuratorin Adina Seeger gab einen Überblick zur neuen Ausstellung und hob hervor, daß die Ausstellung so gestaltet wurde, wie Demokratie allgemein sein kann bzw. sein sollte: einladend, niederschwellig und partizipativ. Außerdem formulierte sie den Wunsch, daß es in Österreich mehr Verfassungsbegeisterung gäbe und jedem Schulkind der Name Hans Kelsen so geläufig ist wie Mozart oder Sisi. Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer betonte: „Die österreichische Bun - desverfassung ist maßgeblich der herausragenden Arbeit Hans Kelsens zu verdanken, Hans Kelsen (2. v. r.) als Richter des österreichischen Verfassungsgerichtshofs, ca. 1925
© Provided by and used with permission of Anne Feder Lee, PhD, granddaughter of Hans Kelsen_Hans Kelsen-Institut (Bundesstiftung) ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 der nun zu Recht mit einer eigenen Ausstellung in unserem Museum anläßlich des 100jährigen Jubiläums der Bundesverfassung gewürdigt wird.“ Brigitte Bierlein, Bundeskanzlerin a.D., hob Hans Kelsens Untrennbarkeit mit der österreichischen Bundesverfassung hervor: „Sein Wirken und seine Ideen sind Teil unserer nationalen Identität.“ Justizministerin Alma Zadić würdigte den Architekten der österreichischen Bun - desverfassung: „Hans Kelsen hat als integrer Denker und überzeugter Demokrat die sprichwörtlich gewordene Eleganz der österreichischen Bundesverfassung maßgeschneidert, auf die man sich als Garant für unsere offene, vielfältige und lebendige De - mokratie verlassen kann. Sie begleitet uns noch heute und zeigt ihre Eleganz insbesondere in Krisenzeiten.“ Die feierliche Eröffnungsrede hielt Na - tionalratspräsident Wolfgang Sobotka: „Hans Kelsen gilt nicht umsonst als Architekt unserer Verfassung, hat er diese doch als einer der bedeutendsten Juristen weltweit fast im Alleingang formuliert. Dafür gebührt ihm mein größter Respekt. Die Bundesverfassung hat sich als ein unerschütterliches Fundament unser freien, demokratischen Republik erwiesen. Es liegt an jeder und jedem Einzelnen von uns, sie immer wieder aufs Neue mit Leben und Bedeutung zu erfüllen.“ Hans Kelsen mit seiner Frau Margarete (Grete) und den zwei Töchtern Anna Renata und Maria Beate, 1916; Reproduktion © Provided by and used with permission of Anne Feder Lee, PhD, granddaughter of Hans Kelsen_Hans Kelsen-Institut (Bundesstiftung) Innenpolitik Hans Kelsen in seinem Arbeitszimmer Hans Kelsen 1881 in Prag geboren, wuchs Hans Kelsen in Wien in einer deutschsprachigen jüdischen Familie auf; sein Vater, ein Lusterfabrikant, gestaltete u. a. die Beleuchtung in Wiener Synagogen. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde Kelsen von Staatskanzler Karl Renner mit der Arbeit an einer Bundesstaatsverfassung für die junge Republik beauftragt. Er entwickelte das – später so bezeichnete – österreichische Mo - dell der Verfassungsgerichtsbarkeit, das weltweit Nachahmung fand. Kelsen, der von 1918 bis 1930 Professor an der Universität Wien war, erlangte vor allem für seine Beiträge zur Rechtstheorie und zur Politischen Theorie internationale Bekanntheit. Für seine innovativen Ansätze wurde er – im zunehmend antisemitischen Klima der Zeit – angefeindet. Bereits 1930 verließ Kelsen Wien, über mehrere Stationen in Europa emigrierte er 1940 schließlich in die USA, wo er bis zu seinem Tod 1973 leb - 75 te. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten des 20. Jahrhunderts. Neue Ausstellung bis 5. April 2021 zu sehen „Hans Kelsen und die Eleganz der österreichischen Bundesverfassung“ ist bis 5. April 2021 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Adina Seeger kuratiert und von Capitale Wien gestaltet wurde, erscheint ein Graphic Novel zum Preis von 19 € im Manz Verlag. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) ge - öffnet. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 195 • 29. Oktober 2020
Foto: © The Schwarzenegger Climate
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