ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Österreich, Europa und die Welt 6 Foto: LPD Kärnten / Bauer, Helge Bauer Foto: LPD Kärnten / Bauer, Helge Bauer Landeshauptmann Peter Kaiser strich den denkwürdigen Tag auch in seiner Begrüßung hervor und tat es in zwei Sprachen. Der slowenische Staatspräsident, Borut Pahor, betonte, seine Ansprache an die Österreichische und Slowenische Bevölkerung gleichermaßen zu halten. Landeshauptmann erinnerte daran, daß der Abwehrkampf hunderte Todesopfer und noch viel mehr Verletzte auf beiden Seiten gefordert hatte. „Ihnen allen gedenken wir in dem Bewußtsein, wie kostbar und doch zerbrechlich Frieden sein kann“, so Kaiser. In seiner Rede wies der Landeshauptmann auch auf Zustandekommen des historischen Ergebnisses der Volksabstimmung hin: „Über 59 Prozent der befragten Bevölke - rung haben für den Verbleib Kärntens bei der jungen Republik Österreich gestimmt. Daß ohne die überwältigende Zustimmung der slowenisch sprechenden Landsleute dieses Er gebnis nicht zustande gekommen wä re, wurde viele Jahre bei den 10. Oktober-Feiern verschwiegen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Das Leid, das viele Landsleute, insbesondere Angehörige der Slowenischen Volksgruppe durch Verfolgungen und Vertreibungen erdulden mußten, aber auch der hohe Blutzoll im Kampf gegen die Nazi- Herrschaft, sind Bestandteil der Kärntner Geschichte!“ Doch gerade in den letzten Jahren habe sich in Kärnten eine neue Form der Erinnerungskultur entwickelt, an der es laut Kaiser gilt, weiter zu arbeiten. „Das heißt konkret, Aufeinander zuzugehen, statt Forderungen aus schließlich mit dem Blick auf eigene, na - tionale, regionale oder parteipolitische Vorteile zu stellen. Das heißt, das Gemeinsame vor das Trennende stellen und das heißt, den Blick für eine gemeinsame Zukunft in einem gemeinsamen in Vielfalt geeinten, mehrsprachigen Europa zu öffnen!“ Kaiser wiederholte seine klare Botschaft in slowenischer Sprache. Der Landeshauptmann ging in seiner Re - de auf die historische Ortstafellösung ein, die „die Tür in eine gemeinsame europäische Zukunft für alle Kärntnerinnen und Kärntner, deutsch- und slowenisch sprechende, weit aufgestoßen hat“. So habe die Ortstafellösung den entsprechenden Rückenwind für die Änderung der Landesverfassung ge - bracht, in der nun die slowenische Volksgruppe explizit und dauerhaft erwähnt ist. Kaiser fand in diesem Zusammenhang durchaus kritische Worte: „Ich sage ganz be - wußt in Richtung all jener, die mit dem bisher Erreichten unzufrieden sind: Justament- Standpunkte und überzogene Forderungen helfen niemandem weiter. Wichtig ist es, die Hand zur Zusammenarbeit auszustrecken, auf den jeweils anderen zuzugehen!“ Der Landeshauptmann verband mit seiner Rede eine Bitte: „Ich denke heute auch an unsere gemeinsamen Landsleute in Slowenien. Ich darf Sie, geschätzte Herren Präsidenten, um entsprechendes Gehör und Un - terstützung für deren Anliegen ersuchen!“ Kaiser zeichnete einen Bogen über viele Jahre, die Kärnten durch beispielsweise die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, den Orts tafelkonflikt oder die Hypo/Heta-Krise getroffen und geprägt haben. „Doch der Wil - le, eine Lösung zu finden, die konstruktiven und zukunftsorientierten Kräfte im Land, un sere Landsleute, die sich nicht entmutigen haben lassen, haben es geschafft, daß Kärnten in den letzten Jahren richtiggehend aufgeblüht ist“, so Kaiser. So sei auch die Coronakrise zu bewältigen: „Gemeinsam, Schulter an Schulter mit dem Bund, mit unseren »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Nachbarn und mit Europa werden wir auch diese Krise meistern. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Kärnten wird sich wieder er - holen und wieder zu dem werden, wozu wir auf dem besten Weg waren: Eine Region im Herzen Europas, die in Vielfalt geeint ist, die Mehrsprachigkeit lebt, in der man sich wohl fühlt und jeder Mensch Unterstützung be - kommt, um seine Träume zu verwirklichen – ein Land zum Leben und zum Verlieben!“ Pahor: Wünsche uns, daß uns dieses Fest heute verbindet Der slowenische Staatspräsident, Borut Pahor, betonte, seine Ansprache an die Ös - terreichische und Slowenische Bevölkerung
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Österreich, Europa und die Welt 7 gleichermaßen zu halten. „Ich wünsche uns, daß uns dieses Fest heute verbindet. Daher sind wir, Bundespräsident Van der Bellen und ich gemeinsam anwesend“, so Pahor, der aus diesem Grund auch die Stadt Klagenfurt an diesem Festtag als „Hauptstadt des vereinten Europas“ bezeichnete. Gemeinsames Feiern sei in den europäischen Werten, wie Respekt, Frieden, Integration, Zusammenarbeit begründet und der Fest - akt zum 10. Oktober in Kärnten werde diesen Werten gerecht. Pahor verhehlte in seiner Rede nicht, daß der Slowenischen Volksgruppe vor und auch nach der Volksabstimmung viel versprochen worden ist. „Vieles des Artikel 7 im Staatsvertrag ist erfüllt, vieles noch nicht“, so Pahor. Der Staatspräsident rückte jedoch die Ge - genwart und Zukunft in den Mittelpunkt seiner Rede, in dem er auf das deutliche verbesserte Verhältnis zwischen Kärntnern und der slowenischen Volksgruppe einging. „Der EU- Beitritt ließ die Grenzen zwischen unseren Ländern weiter schwinden. Daher können wir eine friedliche und sichere Zukunft aufbauen. Das können wir nur gemeinsam“, so Pahor. Auch durch Bundespräsident Van der Bellen seien die nachbarschaftlichen Beziehungen wesentlich verbessert worden. „Die Vielsprachigkeit gibt uns allen Weite. Wir le - ben in der Besten aller Zeiten, wir leben in Frieden, womit Fortschritt möglich wird. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können die Zukunft gestalten“, schloß Pahor seinen Appell an die Gemeinsamkeit. Foto: LPD Kärnten / Bauer, Helge Bauer Aufhorchen ließ schließlich Bundespräsident Alexander Van der Bellen, als er sich bei der slowenischen Volksgruppe offiziell und auch in slowenischer Sprache entschuldigte. Tag weiterentwickelt werden – überall, nicht nur in Kärnten“, so Van der Bellen. Die gemeinsame Teilnahme der beiden Präsidenten wurde während des Offiziellen Besuchs Pahors in Wien im Juni 2019 und nach Gesprächen mit dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser sowie mit VertreterInnen der Slowenischen Volksgruppe in Ös - terreich vereinbart. Es war dies das erste Mal, daß die Staatsoberhäupter von Österreich und Slowenien gemeinsam den Jahrestag der Volksabstimmung begehen. „Unsere gemeinsame Teilnahme am Festakt dient der Erinnerung an die Geschichte, die unsere beiden Länder verbindet. Seit vielen Jahrhunderten leben in Kärnten Menschen slowenischer und deutscher Muttersprache zu sammen. In der Volksabstimmung vor 100 Jahren hat die Bevölkerung Südkärntens – damals mehrheitlich slowenisch-sprachig – für die Zugehörigkeit zur jungen Republik Ös terreich gestimmt. In diesem Sinne begrüssen und unterstützen wir alle Bemühungen zur Verbesserung der Situation der sloweni- Van der Bellen entschuldigte sich bei der slowenischen Volksgruppe Aufhorchen ließ schließlich Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Re - de, als er sich in seiner Funktion für das „erlittene Unrecht, für das späte Umsetzen verfassungsmäßig abgesicherter Rechte“ bei der slowenischen Volksgruppe offiziell und auch in slowenischer Sprache entschuldigte. Die slowenische Volksgruppe sei ein selbstverständlicher Teil Österreichs, doch habe man sich „leider nicht immer an die im Artikel 8 festgehaltenen Umgangsformen und Bekenntnisse gehalten“. Van der Bellen bekräftigte, daß das ge - meinsame Feiern, das gemeinsame Gedenken, auch Mut erfordere, aber dieser Festakt sei damit auch ein Beweis für die guten nachbarschaftlichen Beziehungen, für das ge - genseitige Verständnis und damit ein Zeichen, daß Europa wirke. „In Kärnten wurde vieles erreicht, manche offen Wunde ist verheilt. Aber Volksgruppenpolitik muß jeden Foto: LPD Kärnten / Bauer, Helge Bauer Ein Blick in den Wappensaal im Kärntner Landhaus in Klagenfurt »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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