ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Österreich, Europa und die Welt 46 © HOLODECK architects / austrian embassy bangkok Der Haupthof dient als zentrales Gemeinschaftsareal für soziale Interaktionen und den BesucherInnen als Aufenthaltsraum. ses durch den respektvollen Umgang mit kulturellen Eigenheiten. Im Jahr 2017 erfolgte in Bangkok die feierliche Eröffnung der Botschaft und des Konsulates der Republik Österreich für Thai - land, Laos, Myanmar und Kambodscha durch die Botschafterin Eva Hager in Anwesenheit zahlreicher diplomatischer Vertretungen aus Afrika, Asien, Europa und Amerika. Der Entwurf und die Generalplanung des mittlerweile vielfach international ausgezeichneten Bauwerks stammt vom Architekturstudio HOLODECK architects in Wien und wurde aus einem Europa weiten Wettbewerbsverfahren von einer international be - setzten Jury ausgewählt. Das Konzept fokussiert auf holistischen Grundsätzen, der Vernetzung von Natur, Ma - terial, Bautechnik und Gebäudetechnik mit dem Ziel eines ästhetischen, robusten und umfassend nachhaltigen Gebäudes. In inspirierender Atmosphäre werden technologische Innovationen und ökologische Themen integriert in zeitgenössischer Architektur präsentiert. Hocheffiziente Pho - tovoltaikmodule, optimierte Glaselemente, ein Low-Tech Kühlsystem und spezielle Hochbaudetails werden mit lokalen Materialien wie Laterit, Travertin und Teak kombiniert. Als Resultat entfaltet sich ein nachhaltiges Bauwerk. Das Gebäudensemble, das höchste Si - cherheitsstandards erfüllt, entstand einerseits aus Erkenntnissen thailändischer Bauwerks - traditionen basierend auf lokalen Klimabedingungen wie hohe Luftfeuchtigkeit sowie starke Regenfälle und andererseits aus europäisch technologischen Innovationsgedanken. Prägend im Entwurfsprozeß wirkt sich die Analyse traditioneller thailändischer Ge - bäudetypologien und österreichischer Hoftypologien aus. Entlang der Grundstücksgrenzen werden fünf funktional unterschiedliche Gebäude positioniert, die den traditionellen Typologien folgend mehrere Innenhofsituationen erzeugen. Bestandsbäume, die in der thailändischen Gesellschaft einen hohen Stel lenwert haben, werden in das ganzheitlich konzipierte Bauwerk integriert. Sie fungieren als Landschaftselemente und als natür - liche Schattenspender für die BenutzerInnen wie auch für exponierte Bauteile. Eine wirksame Beschattung ist die Basis für energieeffizientes Bauen, besonders in den Tropen. Der Haupthof dient als zentrales Gemeinschaftsareal für soziale Interaktionen der MitarbeiterInnen und bei gesellschaftlichen Veranstaltungen den BesucherInnen als großzügiger Aufenthaltsraum. Dieser Innenhof stattet alle Büroräumlichkeiten mit na - türlichem Licht aus und ermöglicht in Notsituationen vielen Menschen geschützten Aufenthalt im Botschaftsareal. Für Wohlbefinden in den Büros sorgt die direkte Zugänglichkeit in den Innenhof aus jedem Büroraum der unteren Ebene. Auskragende Dächer, ein gezielter Einsatz schattenspendender Bäume und das speziell entwickelte Sonnenschutzglas schützen die hofseitigen Arbeitsbereiche vor direktem, solaren Wärmeeintrag und während der Starkregen. Ein weiterer, kleiner Innenhof mit Bäumen beim Eingang zur Visaabteilung begrüßt die thailändischen BesucherInnen und bietet be - schatteten Aufenthalt, geschützt durch das weit auskragende, mit Photovoltaik belegte Stahldach, inspiriert von Flugzeugkonstruktionen. Ausgeführt als unterlüftetes Dach folgt es den traditionellen thailändischen Elementen und reduziert den Solareintrag in innenliegende Bauteile. Diese mit 590 m² Photovoltaikelementen belegte Stahlkonstruktion spannt sich ähnlich einem Segel über das Flachdach. Es schützt wirksam das gedämmte Sichtbetondach mit Membrandeckung vor Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung, und produziert gleichzeitig als Kraftwerk die Energie für die Kühlung, Lüftung und Be - lichtung. Die Tragstruktur des Gebäudes folgt dem nachhaltigen Gebäudekonzept. Ausgeführt wird dieses als Betonskelett, das von einem spezifisch entwickelten Fassadensystem um - hüllt wird. Dieses basiert auf Geschlossenheit, Transparenz und Durchlüftung und entspricht traditionellen Erkenntnissen und innovativem Materialeinsatz. Laterit als Kon glomeratgestein, Teakholz aus staatli - chen Plantagen und die speziell abgestimmte Glas-Aluminium-Fassade entsprechen dem Konzept der funktionalen Hülle zum öffentlichen und halböffentlichen Raum. Laterit, einst verwendet für Tempelbauten, überzeugt durch sein interessantes Aussehen und eine auffallend natürliche rote Farbgebung (eisenhaltige Erde) und ist aufgrund seiner geprüften Eigenschaften perfekt als Wandelement anwendbar. Die hin - terlüftete Lateritschichte hält die Perforiertes Teakholz, das mittels hochmoderner CNC- Fräsen ein zeitgenössisches Muster erhält, wird als Durchlüftungselement angewandt, umgibt alle Hofbereiche und bildet einen gewohnten, Traditionen folgenden Abschluß zum Straßenraum. Die ausgeführten Innovationen am Bauwerk des österreichischen Botschaftsareals in Bangkok liefern zum Thema Ganzheitlichkeit und Holistisches Bauen in der Architektur viele Erkenntnisse und haben Modellcharakter. Das Gebäudeensemble zeigt einen sensiblen Umgang im Kontext und eine wirksame und respektvolle Transformation traditioneller Erkenntnisse in eine zeitgemäße und zu - kunftsorientierte Architektur. n https://www.holodeckarchitects.com/ https://www.bmeia.gv.at/oeb-bangkok/ https://www.archi-europe.com/ »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Österreich, Europa und die Welt Small-Sat zur Erforschung von Weltraumschrott 47 Startklar fürs All: Österreichischer Satellit soll nach einer Rekordzeit von nur einem Jahr Entwicklung bereits 2021 starten Der Österreicher Peter Platzer, CEO des Vorzeige-Technologieunternehmens Spire Global im Silicon Valley, Christian Fe - derspiel, CEO der Findus Venture GmbH in Goldwörth/Oberösterreich, und Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums, präsentierten am 15. September im Ars Electronica Center in Linz das Satellitenprojekt „ADLER-1“ zur Analyse von Weltraumschrott. Als rot-weiß-rotes High- Tech-Projekt ist es ein Musterbeispiel für die Kopplung zwischen Innovation/Wissenschaft und Wirtschaft/Innovation. Adler-1 (Austrian/AI Debris Detection Low Earth Re - connoiter) soll nach nur einjähriger Entwikklungszeit bereits 2021 starten. Von der Idee ins All in einem Jahr Dazu Peter Platzer, CEO von Spire Global: „Mit Adler-1 werden wir zeigen, wie man eine Idee in kürzester Zeit ‚flugtauglich machen‘ und damit ins All bringen kann. Im Durchschnitt vergehen von den ersten Blaupausen bis zum Start eines Satelliten viele Jahre, dabei kann das auch viel einfacher und unkomplizierter gehen. Mit dem ÖWF haben wir für die wissenschaftlichen Instrumente einen kompetenten Partner gefunden, der schnell und flexibel arbeiten kann – ge - nau das, was wir mit diesem Projekt demonstrieren wollen. Adler-1 ist als Small-Sat erst der Anfang. Wir wollen in Zukunft solche Satelliten fix und fertig inklusive Startfenster und bewilligten Funkfrequenzen bereitstellen. Unsere Partner müssen sich um das alles nicht mehr kümmern, sie bauen dann nur noch die gewünschten Messinstrumente. Nach nur einjähriger Entwicklungszeit ist das Ganze dann auch schon in der Erdumlaufbahn und liefert die Daten, auf die es den WissenschaftlerInnen eigentlich ankommt!“ Foto: ÖWF / vog.photo Adler-1 Model 1:2 Small-Sat-Revolution startet gerade Christian Federspiel, CEO der Findus Ven ture GmbH, die die Projektführung und Finanzierung übernimmt, ergänzt: „Es steht eine Technik-Revolution im Weltall bevor. Bereits jetzt nutzen die ÖsterreicherInnen und die österreichische Wirtschaft täglich Weltraumtechnologie, um z.B. Daten zu übermitteln, für das Navi oder die Wettervorhersage. In Zukunft wird der Zugang noch einfacher. Denn genauso wie Computer von tonnenschweren Ungetümen mit wenig Leistung auf handliche Geräte mit Spitzenleistung – wie z.B. Tablets oder Mobiltelefone – schrumpften, passiert aktuell das Gleiche bei den Satelliten. Fünf Tonnen schwere Satelliten, die ein Jahrzehnt Planung, Bau und Milliarden verschlingen, werden von wenige Kilo leichten Kleinsatelliten – sogenannten Small-Sats – mit deutlich kürzerer Entwick - lungszeit verdrängt. Etablierte Institutionen und Unternehmen wie NASA, ESA oder Boeing haben wie damals IBM diese Revolution zu spät erkannt und geben jetzt die Top-Plätze an derzeit noch wenig bekannte Startups ab.“ Federspiel geht auch davon aus, daß es bereits in den 2030ger Jahren für viele Un - ternehmen ganz normal sein wird, ihre eigenen Satelliten im Orbit zu nutzen: „Heute ist das für die meisten noch nicht denkbar. Viele ÖsterreicherInnen werden zum Beispiel die Geburtstagsfotos von Freunden, Kindern und Enkeln auf Satelliten im Orbit speichern. Die Small-Sat-Revolution startet gerade. Der Österreicher Peter Platzer ist mit seinem Silicon Valley Unternehmen Spire globaler Vorreiter.“ Weltraumschrott mit einem Mikrofon aufspüren Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums, erklärt wie der Welt - raumschrott aufgespürt wird: „Zusätzlich zu dem Radargerät von Spire Global, das sand- »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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Foto: Karin Ioannou ÖSTERREICH JOU
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