ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Österreich, Europa und die Welt 25 Jahre Nationalfonds der Republik Österreich 24 1. September 2020 – ein Tag im Zeichen der historischen Verantwortung – Ausstellung im Maison Heinrich Heine in Paris Die Jahre 2020 und 2021 bringen eine Reihe von Jahrestagen in Bezug auf den Umgang mit Nationalsozialismus und seinen Folgen in Österreich. Ein Anlaß, sich Entwicklungen im Kontext von Verdrängen und Aufarbeitung in Zusammenhang mit dunkler Vergangenheit näher anzusehen. Der 1995 eingerichtete Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus begeht heuer sein 25jähriges Be - stehen – eine Gelegenheit für Standortbestim - mung und Ausblick in Zeiten, wo Antisemitismus und Rassismus keineswegs der Vergangenheit angehören. In enger zeitlicher und inhaltlicher Nähe zu diesem Jubiläum des Nationalfonds liegen auch die weiteren Jahrestage: m Im Jänner 2021 jährt sich zum 20. Mal der Abschluß des Washingtoner Abkommens (Abkommen zwischen der Österreichischen Bundesregierung und der Regie - rung der Vereinigten Staaten von Amerika zur Regelung von Fragen der Entschädigung und Restitution für Opfer des Na - tionalsozialismus / Washingtoner Abkom - men), auf dessen Grundlage der Allgemeine Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus und der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich eingerichtet wurden. m Der 2001 eingerichtete Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des National - sozialismus (Entschädigungsfonds) wird voraussichtlich Ende 2020/Anfang 2021 nach Erfüllung seiner Aufgaben aufgelöst. Damit wird ein zentrales Kapitel ös - terreichischer Restitutions- und Entschädigungsmaßnahmen abgeschlossen. m Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich (Friedhofsfonds) wurde vor 10 Jahren im Dezember 2010 eingerichtet. Rückblick Der Rückblick auf 25 Jahre Nationalfonds soll die historischen Kontexte erfassen und ein Licht auf die Entwicklungen im Um - gang Österreichs mit dem Nationalsozialismus seit 1945 werfen. Das Washingtoner Foto: Österreichischer Nationalfonds / Eugenie Sophie Hannah M. Lessing, Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds Ab kommen 2001 stellt einen wichtigen Be - zugspunkt für alle drei Fonds dar. Die „umfassende Lösung offener Fragen“ der Entschädigung von Opfern des Nationalsozialismus umfaßt Maßnahmen, die sowohl von Nationalfonds, Entschädigungsfonds als auch Friedhofsfonds umgesetzt wurden oder werden. All diese Entwicklungen und Maßnahmen, stehen nicht zufällig in einem zeitli chen Kontext, sondern illustrieren in ihrer Ge - samtheit die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. In diesem Sinne sollen sie auch im Rahmen des „Schwerpunktes 25 Jahre Nationalfonds“ in Bezug zueinander ins öffentliche Be - wußtsein gerückt werden und dadurch zeigen: Das Gesamte ist in der historischen Rück schau mehr als die Summe der einzelnen Ereignisse. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Ausblick Der Ausblick soll die gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben des Nationalfonds in den Blick rücken. Während die Anerkennung und Unterstützung von überlebenden Opfern durch den Zeitablauf immer weniger werden, und Entschädigung und Restitutionen durch den Entschädigungsfonds abgeschlossen sind, treten angesichts politischer und ge - sellschaftlicher Entwicklungen andere und neue Aufgaben des Nationalfonds in den Vor - dergrund. Den gewandelten Anforderungen entsprechend wurden 2017 die gesetzlichen Aufgaben des Nationalfonds aktualisiert und erweitert: Heute und künftig geht es zum einen verstärkt um die Unterstützung und Beratung für Opfer des Nationalsozialismus und ihre Angehörigen. Am 1. September trat als weitere Geste der historischen Verantwortung eine Novelle des Staatsbürgerschaftsgesetzes in Kraft – sie eröffnet den Kindern und Kindeskindern der Überlebenden die Möglichkeit, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erwerben – auch hier wird der Nationalfonds unterstützen (lesen Sie dazu den Be - richt im „Österreich Journal“ 194, S. 36) https://kiosk.oesterreichjournal.at/ausgabe-194/64258723 Zum anderen gewinnen die Förderung und Verbreitung von Wissen um den Nationalsozialismus, seine Folgen und das Schick - sal seiner Opfer sowie die Wahrung des An - denkens an die Opfer an Bedeutung. Der Nationalfonds wirkt etwa an der Errichtung der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichi-Park mit und koordiniert die Neugestaltung der österreichischen Ausstellung im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager und nunmehrigen Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Sowohl die Gedenkstätte in Wien als auch die Ausstellung in Auschwitz sollen 2021 fertiggestellt werden. Künftig soll besonderes zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust in besonderer Form gewürdigt werden – der Nationalfonds wird für die jährliche Vergabe des mit 30.000 Euro dotierten „Simon-Wiesenthal-Preises“ zuständig sein, der die Be - deutung dieses Engagements hervorhebt. In Zusammenhang mit allen genannten Jahrestagen und künftigen Projekten wird es beginnend mit Herbst 2020 verschiedene Ak - tivitäten wie Festakte, Veranstaltungen, Pu -
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Österreich, Europa und die Welt 25 Foto: Österreichisches Kulturforum Paris / Marina Chrystoph Round-Table-Gespräch nach der Eröffnung der Ausstellung (v.l.): Jacques Fredj, Di rektor des Shoah-Memorials, Moderatorin Corinne Bensimon, Thomas Kirchner, Di rektor des Deutschen Zentrums für Kunstgeschichte, und Dominique Trim bur, Projektleiter, Stiftung zum Ge - denken an die Shoah – Hannah Lessing, Generalsekreätirin des Österreichischen Nationalfonds, hatte per Video-Schaltung teilgenommen. blikationen und Ausstellungen geben. Sie werden nicht nur die Hintergründe und Zu - sammenhänge in Bezug auf den Nationalsozialismus, seine Folgen sowie Restitution und Entschädigung beleuchten, sondern auch aufzeigen, vor welchen aktuellen Erfordernissen in Bezug auf Erinnern und aktiven En gagement in der Gegenwart wir stehen. Ausstellung in Paris Die im Maison Heinrich Heine in Paris von 14. bis 28. Oktober gezeigte Ausstellung zeichnet das 25jährige Bestehen des Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus nach. Fragen der Erinnerung standen im Mittelpunkt eines Round-Table-Gesprächs nach der Eröffnung das es ermöglicht hat, die verschiedenen vergangenen und gegenwärtigen Fragen der Er - innerung an die Shoah in Österreich, Frankreich und Europa durch das Eingreifen von Persönlichkeiten, die in Institutionen arbeiten, die in verschiedenen Funktionen in diesem Bereich tätig sind, erneut aufzugreifen. TeilnehmerInnen waren Jacques Fredj, Di - rektor des Shoah-Memorials, Dominique Trim bur, Projektleiter, Stiftung zum Gedenken an die Shoah, und Thomas Kirchner, Di - rektor des Deutschen Zentrums für Kunstgeschichte, und Hannah Lessing, Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds, die Corona-bedingt „nur“ per Videoschaltung dabei sein konnte. Die Dokumentation und Veröffentlichung von persönlichen Geschichten steht im Zentrum der Arbeit des Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Laufe der Zeit und mit dem Foto: Österreichisches Kulturforum Paris / Marina Chrystoph Michael Linhart, Österreichs Botschafter in Frankreich, bei der Eröffnung der Ausstellung Ein treffen neuer Generationen ist es umso wichtiger geworden, diese autobiographischen Erinnerungen als historische Zeugnisse und zur Bewahrung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu dokumentieren und zu verbreiten. Die Veröffentlichung ihres persönlichen Schicksals stellt für viele Betroffene einen wichtigen Akt der Anerkennung dar. Der Österreichische Nationalfonds Der Nationalfonds wurde am 30. Juni 1995 als Folge eines jahrzehntelangen Um - denkprozesses der Österreicherinnen und Ös - terreicher auf gesellschaftlicher und politischer Ebene der Republik beim Nationalrat eingerichtet. Bereits 1991 formulierte der da - malige Bundeskanzler, Franz Vranitzky, in »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at einer Rede vor dem Nationalrat: „Wir bekennen uns zu allen Daten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen; und so wie wir die guten für uns ins An spruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen – bei den Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten.“ Aus Anlaß des 50. Geburtstages der Re - publik wurde der Nationalfonds ins Leben ge rufen, der in Form einer „Gestezahlung“ an die Betroffenen die offizielle Entschuldigung und Anerkennung der Verfolgung während der Gewaltherrschaft durch die Nazis aussprechen sollte. n https://www.nationalfonds.org/ https://austrocult.fr/ https://www.maison-heinrich-heine.org/
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