ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Kultur 144 Foto: Nicola Morittu Die Ausstellung Aneinandergereihte gelbe Wände ziehen sich wie das abstrahierte fossile Skelett einer Großechse durch den Space01 des Kunsthau - ses. Auf den ersten Blick mag man vielleicht auch an entlang einer Zickzack-Linie aufgestellte, vergrößerte Spielklötze denken. Darauf werden Brandls figurative Malereien ge - zeigt: Berge, Bär, Adler, Löwe, Steinbock, Alpinkatze, Hyänen, Bergkristalle, aber auch Bilder, die von der Comic-Serie Lucky Luke inspiriert sind. Dazu ist eine große Zahl an in den letzten Jahren entstandenen (Tier-)Skulpturen zu sehen: Gorillas, Füchse, Löwen, Hyänen, aber auch Mutanten und Hybride tummeln sich auf Transportpaletten und -kisten oder werden auf einem Packtisch präsentiert. Teilweise wurden die Paletten vom Künstler vor Ort bemalt. Auch wenn es sich bei den Skulpturen um Bronzen handelt, sind es keine klassischen Skulpturen: Brandl beläßt Erosionen als malerische Veränderungen der Oberfläche, er akzeptiert Zufälle, die sich aus dem Gußprozeß ergeben. Klebestellen oder Titelplaketten werden mitunter einfach mitgegossen, wie etwa bei seinen Bergkristallen, im Prinzip Vergrößerungen kleinerer mineralogischer Sammlungsstücke. Die Skulpturen sind durchaus in Zusammenhang mit Brandls Malereien zu sehen, und das hat vor allem mit deren Oberflächen und ihrer Bearbeitung zu tun. Der Künstler arbeitet mit Pinsel, Messer und Spachtel vor dem Guß in die (gestockte) Wachsschicht und erreicht so den Eindruck einer gemalten Oberfläche. Herbert Brandl, „Ohne Titel“, 2017, Öl auf Leinwand, 170 x 218 cm, Courtesy Giorgio Persano Gallery Foto: Wolfgang Günzel, Offenbach Herbert Brandl, „Ohne Titel“, 2017, Öl auf Leinwand, 500 x 500 cm, Courtesy Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt am Main Im Obergeschoß des Kunsthauses dominieren auf den ersten Blick großformatige, vorwiegend abstrakte Malereien, die – befestigt an Metallverstrebungen – den Raum strukturieren. Bewegt man sich im Raum, öffnen sich jedoch hinter den großformatigen Malereien weitere Räume. Sie geben den Blick auf mittelformatige Bilder frei. Dar - über hinaus werden im Space02 skulpturale Akzente gesetzt: So blicken etwa zwei Katzen – sogenannte Bastet-Figuren aus der »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ägyptischen Mythologie – durch die Nozzle des Kunsthauses auf den Uhrturm. Für beide Etagen entwickelte der Gestalter Rainer Stadlbauer mit dem Künstler eine Präsentationsform, die das Werk Brandls und die Ar - chitektur des Kunsthauses zusammenführt. Katalog und Künstlerbuch Im Rahmen von „Morgen“ entsteht ein Künstlerbuch in limitierter Edition und ein Katalog, der im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König erscheint. Beide orientieren sich an Büchern, die Brandl in den letzten Jahren beinahe jährlich für sich selbst und einige wenige Freunde publiziert hatte und die sein gesellschaftliches wie künstlerisches Interesse zeigen. In „My Instagram Diary“ oder „My Facebook Year“ greift der Künstler auf eigene Fotos und Bilder im Netz zurück. Für das Kunsthaus Graz entsteht in Anlehnung daran eine in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliche Publikation, die das Entstehen der Ausstellung von Anfang 2019 bis Oktober 2020 nachvollziehbar macht. Die Anordnung der Bilder nach Farben erfolgt über einen Algorithmus. Edelgard Gerngross und Thomas Baumann Herbert Brandl hat Edelgard Gerngross und Thomas Baumann zu seiner Ausstellung eingeladen. Mit beiden hat er wiederholt zu - sammengearbeitet. Im Space01 sind mehrere
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Kultur 145 Arbeiten von Edelgard Gerngross zu sehen, darunter Die Säule, die eigens für den Ort entwickelt wurde. Gerngross’ Arbeiten sind Hybride zwischen Architektur, Skulptur und Kunsthandwerk, ohne sich klar in eine dieser Kategorien einordnen zu lassen. Die einzelnen Elemente wirken wie natürlich gewachsen, fließen ineinander und verbinden Erin - nerungen und Imaginiertes. Thomas Baumann adaptiert mit Shape and Shade eine Arbeit für die BIX-Fassade. Ursprünglich als Skulptur ausgeführt, bei der kleine Motoren vernähte Seile in Schwingung versetzen, wurden die Bewegungen nun von ihm abgefilmt, gespiegelt, vervielfacht und an die BIX-Fassade angepaßt. Diese „Zeichenmaschine“ führt unkontrollierbare Be - wegungen aus und überzieht die Kunst- und Medienfassade mit immer neuen Linienkonfigurationen. Albertina in Wien (2011), im Bank Austria Kulturforum, in der Kunsthalle Emden und in der Altana Kulturstiftung in Bad Homburg (alle 2012) sowie im Franz Gertsch Museum in Burgdorf (2017) gezeigt. 2007 vertrat Brandl Österreich auf der Biennale in Venedig. 2020 sind seine Arbeiten im Kunsthaus Graz, im Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, sowie im Belvedere 21 in Wien zu sehen. Die Einzelausstellungen in den drei österreichischen Institutionen werden von jeweils eigenständigen Katalogen begleitet. Diese Publikationen zeigen das vielschichtige Werk des Künstlers bis hin zu seinen aktuellsten Arbeiten. https://www.museum-joanneum.at/ Die Ausstellung „Herbert Brandl. 24/7“ wird ebenfalls in Graz, nämlich im Künstlerhaus in der Halle für Kunst & Medien 23. Okto ber 2020 bis 24. Jänner 2021 gezeigt. n https://www.km-k.at/ http://www.herbert-brandl.com/ https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Brandl Herbert Brandl geboren 1959, lebt in Wien, studierte bei Herbert Tasquil und Peter Weibel an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. In den Jahren von 1985 bis 1991 lehrte er in Wien; von 2004 bis 2019 war er Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf. Seine Arbeiten wurden u. a. auf der Biennale in Paris (1985), der dokumenta IX in Kas - sel (1990), in der Neuen Galerie Graz (1984, 2002), in der Kunsthalle Basel (1992), der Foto: Herbert Brandl Bild oben: Blick ins Atelier von Herbert Brandl; das Bild unten zeigt eine Ausstellungsansicht Foto: Kunsthaus Graz / M. Grabner »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 195 • 29. Oktober 2020
Foto: © The Schwarzenegger Climate
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Foto: HBF / Peter Lechner ÖSTERREI
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