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Ausgabe 195

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Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs Mal jährlich mit bis zu 145 Seiten Österreich. 15.487 pdf-Downloads im November 2020 auf http://oesterreichjournal.at/

ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Kultur 140 Foto: Foto: Klaus Pichler Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne, Ausstellungsansicht, Wien Museum MUSA donymen Martin Finder und Sascha Furore mit satirischen Texten über das politische System und die europäischen Herrscherhäuser. Seine Berichte, etwa über Erzherzog Leo - pold Ferdinand von Österreich-Toskana, brachten ihm den Ruf als Skandalreporter ein. 1906 nahm Salten ein Ullstein-Offert als Chefredakteur der Berliner Morgenpost und der B. Z. am Mittag an. Sein fiktionaler Be - richt über das Erdbeben in San Francisco war sein größter Coup. Bald müde von Berlin, kehrte er nach Wien und zur Zeit zurück. 1912 wechselte Salten zum Fremden-Blatt und wurde 1914 dessen Chefredakteur. Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb er für zahlreiche Blätter, etwa das Berliner Tageblatt, die Neue Freie Presse sowie den Pester Lloyd. Saltens Journalistenkarriere endete mit seiner Flucht in die Schweiz, wo er mit Berufsverbot belegt wurde. Im Ersten Weltkrieg Im Sommer 1914 schlug Felix Salten die rhetorische Kriegstrommel, focht im sogenannten „Krieg der Geister“ an der Seite Ger - hart Hauptmanns gegen Intellektuelle wie den pazifistischen Schriftsteller Romain Rolland. Saltens Janusköpfigkeit zeigt sich in Heldenliedern, die er auf Einzelkämpfer wie Hellmuth von Mücke oder den U-Boot-Kapitän Otto Weddigen singt, und auch in Propagandatexten, die Kriegstechnik wie Škoda-Mörser und Zeppeline feiert. Im Januar 1916 reiste er per Balkanzug nach Konstantinopel, um den türkischen Kriegsminister Enver Pascha zu interviewen. Doch er engagierte sich auch für Flüchtlingskinder aus Galizien, sammelte Geld für sie, sorgte für deren Unterbringung und un - terstützt Wohlfahrtsprojekte. Mit der Ideenwende vertrat er den „Verständigungsfrieden“ (Ernst Troeltsch) und näherte sich auf zwei Reisen in die Schweiz dem offen pazifistischen Lager an (Fritz von Unruh). Seine einzige Fahrt mit dem Kriegspressequartier im November 1917 blieb ohne Bericht, vielmehr hieß er die Friedensbemühungen des Außenministers Ottokar Graf Czernin willkommen. Verlage und Verleger Jahrelang versuchte Felix Salten vergeb - lich, Autor im Verlag des bewunderten Sa - muel Fischer in Berlin zu werden. Auf Vermittlung von Arthur Schnitzler gelang dies 1902/03 mit der Novelle „Die kleine Veronika“. Während Saltens Berliner Jahr 1906 freundeten sich die Familien Fischer und Salten an und verbrachten einige Sommer miteinander, wie auch manchen Winterurlaub auf dem Semmering. Die Erzählung Olga Frohgemuth profitierte 1910 vom großen Erfolg der Reihe „Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane“. Das Verhältnis zu Fischer trübte sich jedoch bald, und ein Salten-Titel mit dem Fischer-Signet erschien 1917 zum letzten Mal. Mit der Verlegergattin Hedwig Fischer blieb Salten hingegen lebenslang eng befreundet. Bei der Gründung des Verlags von Paul Zsolnay 1923/24 war Salten als Berater beteiligt. 1926 wechselte er schließlich mit seinem Gesamtwerk zu Zsolnay, wo er zum Erfolgsautor der Zwi - schenkriegszeit wurde, allen voran mit seinem berühmtesten Buch „Bambi“, das zuvor bei Ullstein gefloppt war. Der frühe Novellist Die Novellen in Felix Saltens Band „Der Hinterbliebene“ waren alle bereits in Zeitungen erschienen, als der Wiener Verlag von Fritz Freund den Erstling im Jahr 1900 auf den Markt brachte. Für das frühe literarische Werk Saltens gilt, daß ein großes Augenmerk auf die bibliophile Ausstattung der Bände gelegt wurde, zählen zu den Ausstattern und Gestaltern doch so prominente Na - »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Kultur 141 men wie Leo Kober, Richard Lux, Berthold Löffler oder Emil Orlik. Freilich war Salten zu dieser Zeit kein Erfolgsautor, was sich in häufigen Verlagswechseln widerspiegelt. Seine Texte befassen sich gerne mit Wien und seinen Vorstädten. Auch Settings aus der italienischen Renaissance sind nicht selten. Schließlich ist die erotische Kodierung und Aufladung mancher Erzählung typisch. Zum Frühwerk zählen ebenfalls biografische Essays, die ihren Ursprung in Saltens Tätigkeit als Journalist haben. Streitfrage Mutzenbacher Im Jahr 1906 erschien das berühmt-be - rüchtigte Buch „Josefine Mutzenbacher“ oder „Die Geschichte einer Wienerischen Dir - ne“ von ihr selbst erzählt als anonymer Privatdruck in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, daß Felix Salten der Verfasser dieses von Fritz Freund verlegten Bandes sei. Klären ließ sich diese Frage auch mit Zu - griff auf den Nachlaß nicht. Allerdings scheiterte die Familie Saltens, die sich von den Tantiemen aus Nachdrucken und Filmen hohe Einnahmen versprach, mit dem juristischen Nachweis, daß er der Urheber sei. In anderthalb Jahrzehnten gerichtlicher Auseinandersetzung ließ sich kein verwertbarer An - haltspunkt für Saltens Verfasserschaft finden. Im Nachlaß gefunden wurde jedoch eine bis dato unbekannte pornographische Novelle Saltens aus der Zeit um 1930, in der eine Prostituierte namens Albertine von ihren Er - lebnissen berichtet. Allerdings ist auch dieses schriftliche Zeugnis kein Beleg dafür, daß die Josefine Mutzenbacher von Salten stammt. Der Erzähler der Zwischenkriegszeit Der Erfolg, der Salten nach dem Wechsel zu Zsolnay zuteilwurde, läßt sich an der grossen Resonanz dreier Bücher verdeutlichen. Der Band „Bob und Baby“ wurde in der Neuen Freien Presse vorabgedruckt. Was wie ein Kinderbuch anmutet, wendet sich auf den zweiten Blick an die Eltern, vor allem an die Väter, und greift die Debatte um Otto Glöckels Reformpädagogik auf. Auch der Zeitroman „Martin Overbeck“ blickt auf eine Fülle aktueller Themen und folgt dem Lebensweg eines jungen Mannes aus reichem Haus, der aus humaner Überzeugung die so - ziale Leiter nach unten steigt und das Programm des klassischen Bildungsromans umzukehren scheint. Mit dem Reisebericht „Fünf Minuten Amerika“ legte Salten im Mai 1931 ein Buch über die USA vor, das zwar auf einer Welle solch populärer Produkte schwamm, das jedoch genügend individuelle Einblicke lieferte, die bei Saltens zweimonatiger Reise durch die Vereinigten Staaten haf - ten blieben, besonders die Mechanisierung und Technisierung in den Ford-Werken zu Detroit und in den Schlachthöfen von Omaha, Nebraska. Bambi und andere Tierbücher „Der Hund von Florenz“ (1923) ist womöglich der Ursprung von Felix Saltens literarischem Markenzeichen: Der Tiererzählung. Seit 1902 arbeitete er an dieser Bodyswitch-Geschichte, in der sich der Held immer wieder neu in einen Hund verwandelt und wieder zurück in den Menschen. Im selben Jahr erschien „Bambi“, das jedoch bei Ullstein wie Blei in den Regalen lag und erst nach dem Wechsel zu Zsolnay ein internationaler Erfolg wurde, der in zahlreiche Sprachen übersetzt vorliegt und schließlich durch die Verfilmung von Walt Disney globale Be - rühmtheit erlangen sollte. Über die Erzählung vom verwaisten Rehbock lassen sich auch Bezüge zu Saltens Person als passionierter Jäger einerseits und leidenschaftlicher Tierschützer andererseits herstellen. Danach legte Salten – dem Erfolgsmodell verpflichtet – in kurzer Folge weitere einschlägige Titel vor, die alle zahlreiche Leser fanden, wie „Fünfzehn Hasen“ (1929), „Gute Ge - sellschaft“ (1930), „Freunde aus aller Welt“ (1931) und „Florian, das Pferd des Kaisers“ (1933). n https://www.wienmuseum.at/ https://www.wienbibliothek.at/ Foto: Foto: Klaus Pichler Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne, Ausstellungsansicht, Wienbibliothek im Rathaus »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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