ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Zum 60. Geburtstag Mehr oder weniger am Höhepunkt seiner schriftstellerischen Laufbahn lud der Zsolnay-Verlag 1929 etliche mit Felix Salten be - kannte Geistesgrößen ein, Beiträge zu einer Festschrift anläßlich seines 60. Geburtstags zu verfassen. Die originalen Beiträge haben sich im Nachlaß Felix Saltens erhalten, darunter auch die Glückwunschadressen von Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Franz Werfel und Thomas Mann. In der Folge wurde Felix Salten für seine Verdienste um die Literatur im März 1930 zum Wiener Bürger ernannt. Daß ihm diese Ehrung viel bedeutet haben muß, läßt sich daraus erschließen, daß er die Urkunde 1939 ins Schweizer Exil mitnahm, obwohl er im Zusammenhang mit seiner erzwungenen Emigration verständlicherweise ein sehr ne - gatives Bild von den Wienern hatte: „Ich habe die Wiener mein Leben lang weit überschätzt, und es gibt jetzt überhaupt keine Menschensorte, die ich so verachte, die ich so verdamme, wie die Wiener und die Oe - sterreicher überhaupt.“ (Brief an Ernst Lothar vom 4. 12. 1939) Der Anfang vom Ende Mit der Machtübernahme durch den Na - tionalsozialismus in Deutschland wurden auch die Publikationsbedingungen in Österreich zunehmend schwieriger. Ab 1935 standen Felix Saltens Werke auf der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Sein Buch „Die Jugend des Eichhörnchens Perri“ wurde 1938 zwar noch beim © Wienbibliothek im Rathaus Kultur Gruppenfoto mit Marlene Dietrich, USA, 1930 Verlag Zsolnay gedruckt, aber nicht mehr gebunden. Um nach der Kündigung seitens der „Neuen Freien Presse“ nicht gänzlich ohne Einkünfte zu sein, versuchte Salten, die Rechte an seinen Büchern zurückzuerhalten, um eventuell im neutralen Ausland bei anderen Verlagen unterzukommen. Mit dem „An - schluß“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wußte Felix Salten, daß er Wien so bald als möglich verlassen mußte. Neben diversen Hilfsangeboten aus seinem weit verzweigten Bekanntenkreis setzte vor al lem seine Tochter Anna Katharina, die 136 durch ihre Heirat die Schweizer Staatsbürgerschaft besaß, alle Hebel in Bewegung, um ihren Eltern die Flucht aus Wien zu er - möglichen. Flucht Ab März 1938 war Felix Salten damit be - schäftigt, seine Flucht vorzubereiten. So - wohl seine Bibliothek, als auch sein umfangreiches Korrespondenzarchiv wurden von ihm über Wochen hin gesichtet und wesentlich reduziert. Ein Teil der Möbel und Kunstgegenstände wurde verkauft bzw. verschenkt. Er mußte sein Vermögen offenlegen und bekam lediglich einen kleinen Teil da - von zugesprochen. Im August mußten Salten und seine Frau Ottilie von der geräumigen Villa in eine weit kleinere Wohnung in der Cottagegasse übersiedeln. Außerdem waren diverse bürokratische Hürden im Vorfeld der Ausreise zu bewältigen, die beide in einen Dauerzustand von Anspannung und Sorge versetzten, bevor sie am 3. März 1939 tat - säch lich ausreisen konnten. Die Eintragungen jener Zeit im Taschenkalender des al - ternden Schriftstellers legen ein ergreifendes Zeugnis seiner letzten in Wien verbrachten Monate ab. © Wien Museum Felix Salten, Filmstill, Die kleine Veronika, 1929 (Ausschnitt) Exil Die Aufnahme durch die Schweiz hatte das Leben Felix Saltens und seiner Frau ge - rettet. Gleichzeitig verursachte die Schweizer Bürokratie mit ihren Einschränkungen und deren Kontrollen eine Reihe neuer Zwänge. Salten durfte in Zürich, wo er ab März 1939 »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
© Wienbibliothek im Rathaus ÖSTERREICH JOURNAL NR. 195 / 29. 10. 2020 Kultur 137 roman „Renni, der Retter“ (1941) und „Djibi, das Kätzchen“ (1945) folgten weitere Tierbücher. Ältere Verkaufsschlager wie „Florian, das Pferd des Kaisers“ oder „Fünfzehn Hasen“ wurden beim Verlag Albert Müller in Zürich neu aufgelegt, wo 1942 endlich auch „Die Jugend des Eichhörnchens Perri“ erscheinen konnte – das Buch, das in Wien 1938 bereits gedruckt, aber nicht mehr gebunden worden war. Sie alle bildeten die Basis seiner neuen Existenz. Es war Salten aufgrund seiner Einnahmen sogar mög lich, seine in Wien verbliebene Schwester Rosalia, aber etwa auch die im Exil in Algier lebende Berta Zuckerkandl finanziell zu unterstützen. Das Originalmanuskript von „Bambis Kinder“ stiftete er für eine Benefizauktion zugunsten emigrierter Schriftsteller in den USA. Erinnern Felix Salten starb am 8. Oktober 1945 in Zürich, wo er am Friedhof Unterer Friesenberg seine letzte Ruhestätte fand. Der von dem Schweizer Bildhauer Arnold Huggler gestaltete Brunnen mit zwei bronzenen Re - hen, der schon 1931 in Zürich im Quartier Oberstrass aufgestellt worden war, wurde 1950 durch eine Tafel mit der Inschrift „Dem Autor des Bambi, Felix Salten“ gleichsam im Nachhinein zu einem Erinnerungsort an den Wiener Schriftsteller deklariert. In Wien verweisen bisher lediglich eine nach ihm benannte Straße im 22. Bezirk sowie eine Gedenktafel am Eingang des von ihm in der lebte, keinerlei journalistischer Tätigkeit nachgehen, was seine finanzielle Situation auch weiterhin einschränkte. Während in den Briefen aus Saltens Freundes- und Bekanntenkreis die Erleichterung über seine gelungene Flucht groß war, sah er sich 1941 mit dem Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit konfrontiert, die ihn ebenso beunruhigte wie die laufenden Kriegsereignisse. Mit dem Tod seiner Frau Ottilie im Juni 1942 brach ein weiterer Schicksalsschlag über ihn herein. Die letzten Jahre Glücklicherweise war es Felix Salten im Schweizer Exil erlaubt, literarische Texte zu verfassen. So schrieb er 1940 unter dem Titel Bambis Kinder eine Fortsetzung seines grossen Bucherfolgs „Bambi“. Mit dem Hunde - © Wienbibliothek im Rathaus Bild links: Werbeplakat für den Film Bambi, 1951 Bild unten: Felix Saltens Presseausweis für das Jahr 1933 »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
Ausg. Nr. 195 • 29. Oktober 2020
Foto: © The Schwarzenegger Climate
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