ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Österreich, Europa und die Welt 6 großteils gehörten die Familien jedoch der gehobeneren Mittelschicht an. Die gute Er - nährungslage sowie das milde Klima förderten die rasche Erholung der kleinen Gäste aus Österreich, die sich durchschnittlich sechs Monate bis ein Jahr lang in Portugal aufhielten. Probleme gab es laut Zeitzeugen allenfalls bei der Ausbildung, weil ein Schulbesuch in Portugal für die Gastkinder nicht verpflichtend war. „Es war eine glückliche Zeit“, erinnerte sich auch Zeitzeuge Alois Sablatnig mit einem Schmunzeln, „ich mußte nicht zur Schule gehen. Aber ich habe in Portugal damals viel gelernt. Zum Beispiel, wie man Sardinen ißt.“ Aber auch seine Gastfamilie habe ihn damals „viel fürs Leben gelehrt“, erinnerte sich Sablatnig. Daher sei er über die Jahre auch immer wieder zurückgekommen. Er ver ehre Portugal, fügte der mittlerweile in Kanada lebende Sablatnig auf Portugiesisch dazu. Doch würden ihm in allen Sprachen die Worte fehlen, um dem Land und seinen Leuten die Dankbarkeit auszudrücken. Von seiten der ehemaligen Gastfamilien erinnerte der Unternehmer Antóno Amorim an ein ehemaliges „Caritas-Kind“: Gerhard Schießer. Dieser wuchs später geschäfts mässig in das Kork-Imperium der Familie Amorim hinein und ermöglichte es dieser, über ein Joint Venture von Österreich aus den osteuropäischen Markt zu erobern. In manchen Fällen stand in den 1950er- Jahren sogar eine mögliche Adoption im Raum, der aber von den österreichischen El - tern im Normalfall nicht zugestimmt wurde. Dokumente über die Aktion gibt es laut Kath - press unter anderem in den Akten der Caritas im Archiv der Katholischen Privat-Universität Linz. Viele Pflegekinder hielten auch später per sönliche Kontakte nach Portugal. Seit Mitte der 2000er-Jahre wurden auch über die in Österreich bestehenden Vereine ehemaliger „Portugal-Kinder“ verlorene Kontakte wieder hergestellt. Die österreichische Botschaft in Lissabon erinnerte in den vergangenen Jahren u.a. mit einer Wanderausstellung an die „Caritas-Kinder“ und unterstützte auch wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur damaligen Hilfsaktion. Zwei Buchprojekte („Das Land der Orangen“ von Rosario Alçada Araújo sowie „Re - zepte des Lebens“ von Rosário Worisch Al - vim), ein Filmprojekt der Regisseurin Su - sana de Sousa Dias sowie eine Dissertation der portugiesischen Historikerin Ana Pinho sind bisherige Ergebnisse dieses Engagements. Foto; HBF / Peter Lechner Foto: BMNT / Cesar Cordeiro Der Bundespräsident beim portugiesisch-österreichischen Wirtschaftsforum Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek beim Wirtschaftsforum im Gespräch zu den österreichisch-portugiesischen Wirtschaftsbeziehungen Daher konnte der Bundespräsident an - läßlich des Wiedersehens mancher „Caritas- Kinder“ mit ihren portugiesischen Schwestern und Brüdern den Dank Österreichs für diese „bemerkenswerte und großzügige Ge - ste“ ausdrücken, die „für immer in unseren Erinnerungen und Herzen bleiben wird“. Weil: „Hier in Portugal lernten diese traumatisierten Kinder wieder Kinder zu sein.“ Die Geschichte der „Caritas-Kinder“ sei sowohl in Österreich als auch Portugal noch zu we - nig bekannt, bedauerte indes Familienministerin Ines Stilling in ihrer Rede und sie betonte, „daß der Schutz von Kinderrechten sowie die Übertragung von Verantwortung an junge Menschen“ ein wichtiger Beitrag für Entwicklung und Frieden sei. „Mehr als 5.000 österreichische Kinder konnten zwischen 1947 und 1956 ein Jahr bei portugiesischen Gastfamilien verbringen. Wir sind den »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Familien dafür sehr dankbar.“ Die grundlegenden Kinderrechte wurden 1989 im UN- Übereinkommen über die Rechte des Kindes angenommen und feiern heuer im November ihr 30jähriges Jubiläum. Österreich hat die Kinderrechtskonvention 1992 ratifiziert und seither zahlreiche Maßnahmen gesetzt. „Un - ser aller Ziel ist es, die Rechte von Kindern zu garantieren und sie vor allen Formen von Gewalt zu schützen. Kinder sind unsere Zu - kunft und sie verdienen unsere uneingeschränkte Unterstützung und unseren vollen Respekt“, so Stilling. Teilnahme an einem österreichischportugiesischen Wirtschaftsforum Am 19. stand die Teilnahme an einem österreichisch-portugiesischen Wirtschaftsforum auf dem Programm, bei dem auch die zuständige Fachministerin Elisabeth Udolf-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Österreich, Europa und die Welt 7 Strobl und Nachhaltigkeitsministerin Maria Patek vertreten waren. „Im Tourismus sehe ich besonders hohes Potential für die Zusammenarbeit mit Portugal, gerade was das Thema Nachhaltigkeit be trifft. Unser Plan T zeigt auf, wie wir den Tourismussektor zukunftsorientiert weiterentwickeln und dabei das Umweltbewußtsein in den Vordergrund rücken können“, be - tonte Patek. Während die portugiesische Wirtschaft weitgehend in Richtung Afrika und Lateinamerika ausgerichtet ist, fokussiert Österreich seine wirtschaftlichen Aktivitäten zu einem großen Teil Richtung Osten. Ziel des Wirtschaftsforums war es, die beiden Länder hinsichtlich der Schwerpunkte „Umwelt und In - frastruktur“, „Balanced Tourism“ sowie „In - novation und Digitalisierung“ stärker zu vernetzen. Die Veranstaltung bot heimischen UnternehmerInnen die Chance, sich mit bereits in Portugal etablierten österreichischen Unternehmen auszutauschen und nachhaltige Lö - sungen oder Konzepte für die Herausforderungen portugiesischer Unternehmen, Städte und Gemeinden anzubieten. Schlüssel der Stadt Lissabon Weiters traf Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Parlamentspräsident Edu ardo Ferro Rodrigues und Bürgermeister Fer nando Medina zusammen, der ihm auch den „Schlüssel der Stadt Lissabon“ überreichte. n http://www.bundespraesident.at Quellen: PRK/APA/BKA/BMNT Der Bundespräsident auf dem Weg über den Praça do Município ins Lissaboner Rathaus… … wo er von Bürgermeister Fernando Medina die »Schlüssel der Stadt Lissabon« erhielt. Fotos: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seinem Treffen mit Parlamentspräsident Edu ardo Ferro Rodrigues im Palácio de São Bento »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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Fotos: epd / Uschmann ÖSTERREICH J
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