ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Österreich, Europa und die Welt Europäischer Erfinderpreis 2019 geht nach Ansfelden 38 Die österreichischen Erfinder Klaus Feichtinger und Manfred Hackl wurden für ihre Leistungen in der Kategorie »Industrie« ausgezeichnet. Foto: Europäische Patentorganisation Die Erfinder Manfred Hackl und Klaus Feichtinger mit dem Europäischen Erfinderpreis 2019 in der Kategorie »Industrie« Das Europäische Patentamt (EPA) hat am 20. Juni auf einer Galaveranstaltung in Wien die österreichischen Erfinder Klaus Feichtinger und Manfred Hackl mit dem Eu - ropäischen Erfinderpreis 2019 in der Kategorie „Industrie“ ausgezeichnet. Gemeinsam haben sie das Kunststoffrecycling neu ge - stal tet. Mit Hilfe ihrer Technologie können verschiedene Arten von Kunststoffabfällen aufgearbeitet werden. Die produzierten Pellets sind nicht von neuen Kunststoffen zu unterscheiden und können für die Herstellung von Produkten verwendet werden. „Feichtinger und Hackl haben fast ihre gesamte Karriere der Verbesserung des Kunststoffrecyclings gewidmet“, sagte EPA- Präsident António Campinos. „Sie haben die Effizienz des Recyclings gesteigert. Das ist eine gute Nachricht zur Nachhaltigkeit für die Wirtschaft und zeigt, wie Innovationen in der Industrie dazu beitragen können, auch ökologische und gesellschaftliche Probleme anzugehen.“ An der Verleihung des Europäischen Er - finderpreises in der Wiener Stadthalle nahmen rund 600 Gäste aus den Bereichen geistiges Eigentum, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Lehre teil. Der Preis wird jährlich vom EPA vergeben, um herausragende Er - finder aus Europa und der ganzen Welt auszuzeichnen, die einen außergewöhnli chen Bei trag zu Gesellschaft, technologischem Fortschritt und Wirtschaftswachstum geleistet haben. Die Finalisten und Gewinner in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk) wurden von einer unabhängigen internationalen Jury aus einem Pool von Hunderten von Er - findern und Erfinderteams ausgewählt, die für den diesjährigen Preis vorgeschlagen wur - den. Hochleistungsfähiges Kunststoffrecycling Das Kunststoffrecycling ist seit Langem ein Thema für die Industrie, da es weitaus komplexer ist als die Verarbeitung von Ma - terialien wie Glas und Metallen. Jede Art von Kunststoffpolymer erfordert ein spezifisches Verfahren, um wiederverwertbares »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Material zu gewinnen. Deshalb werden von den 58 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen, die jedes Jahr in der EU anfallen, auch nur 30 Prozent recycelt. Erfindung: Verbessertes Kunststoffrecycling Die Idee, mit der die beiden österreichischen Erfinder und Geschäftsführer das Re - cycling von Kunststoff sozusagen neu erfanden, begann als einfache Zeichnung. Dank ihrer patentierten „Counter-Current-Technologie“ (zu deutsch: „Gegenstromtechnologie“) kann heute eine viel größere Palette un - terschiedlichster Kunststoffabfälle zu Regranulat verarbeitet werden. Daraus macht die Industrie wieder Kunststoffe, die von neuem Kunststoff nicht zu unterscheiden sind. Kunststoffrecycling ist aufwendig und zeitintensiv. Die Trennung des Kunststoffs von anderen Abfällen kann ziemlich lange dauern. Um verwertbares Material zu gewinnen, ist für jede Art von Kunststoff ist ein ei - genes Verfahren nötig. Feichtinger und Hackl haben eine neue Technologie entwik-
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Österreich, Europa und die Welt 39 Fotos: Europäische Patentorganisation Klaus Feichtinger und Manfred Hackl in ihrer Firmenzentrale in Ansfelden im Bezirk Linz-Land EREMA-Kunststoff-Recyclingmaschinen produzieren jährlich mehr als 14,5 Millionen Tonnen Kunststoffpellets kelt, mit deren Hilfe Kunststoffe effizient sortiert und getrennt werden können. Das be deutet weniger Müll und mehr aufbereitetes Material für die Produktion. Ihre Recyc - lingmaschinen können so groß sein wie Bus - se. Darin werden die Kunststoffabfälle be - wegt, sortiert und gefiltert. Heraus kommt schließlich ein qualitativ hochwertiges Re - granulat, das zur Herstellung neuer Produkte verwendet wird. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der innovativen „Counter-Current-Technologie“ von Feichtinger und Hackl zu. Bei diesem Ver fahren wird das Abfallmaterial in einen Ex truder eingespeist und entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung der Extruderschnekke bewegt. Man kann sich das so vorstellen, als wenn man einem Fluß Wasser entnimmt, indem man einen Becher entgegen der Fließrichtung ins Wasser hält. Auf diese Weise kann das Material schneller verarbeitet werden als dies früher möglich war, und es geht auch mit weniger hohen Temperaturen. Diese Technologie, die aus einer Idee geboren wurde, die Feichtinger zunächst nur auf die Schnelle aufskizziert hatte, ist ein we - sentliches Element der Recyclingmaschinen der beiden Erfinder. Sie ist durch mehrere europäische Patente geschützt. Der Wert des weltweiten Markts für Kunststoffrecycling wurde 2017 auf fast 32 Mrd. Euro beziffert. Bis 2024 wird ein jährliches Wachstum von ca. 6,5 Prozent auf einen Gesamtwert von nahezu 50 Mrd. Euro erwartet. Diese Expansion ist eine Folge des - sen, daß uns zunehmend bewußt wird, welch verheerende Auswirkungen Plastik auf die Umwelt hat. Diese Erkenntnis geht einher mit immer mehr gesetzlichen Vorschriften zur Förderung der Wiederverwertung. In der EU beispielsweise müssen bis 2030 sämtliche Plastikverpackungen, die hier auf den Markt gelangen, recycelbar sein. So soll der Bedarf an neuem Kunststoff drastisch reduziert werden. Aufgrund dieser Entwicklungen investieren Getränkehersteller und andere Branchen in effiziente Recycling-Technologien wie die von Feichtinger und Hackl „Unsere Maschinen recyceln Kunststoff zu Pellets, ohne die Umwelt zu belasten“, sagt Feichtinger. „Die Pellets werden anschliessend zu neuen, alltäglichen Produkten verarbeitet.“ Das bedeutet, daß die Maschinen auch die Kreislaufwirtschaft in der Branche fördern. Hackl fügt hinzu: „Die patentierte Technologie wird heute weltweit in unseren Maschinen eingesetzt und sorgt für mehr Lei stung, bessere Qualität und höhere Prozeßstabilität.“ Die österreichische Technologie wird über die EREMA vermarktet, eine Tochterge - sellschaft der EREMA-Gruppe, die Hackl als CEO leitet und in die Feichtinger, der vor Kurzem als Mitgeschäftsführer zurückgetreten ist, weiterhin sein Know-how als Manager im Bereich des geistigen Eigentums und der neuen Technologien einbringt. Heute sind mehr als 6.000 der EREMA-Recyclingsysteme in 108 Ländern in Betrieb. Die Maschinen produzieren jährlich mehr als 14,5 Millionen Tonnen Kunststoffpellets, was das Unternehmen nach eigenen Angaben zum Weltmarktführer in der Entwicklung und Produktion von Kunststoff-Recyclingsystemen macht. Die beiden Erfinder sind gemeinsam In - haber von 37 erteilten europäischen Patenten für ihre Recyclinginnovationen. Feichtinger erläutert die Bedeutung des Schutzes von gei - stigem Eigentum für ihre Arbeit: „Für den wirtschaftlichen Erfolg spielen Patente eine große Rolle. Sie inspirieren und sind eine Quelle für neue Ideen. Durch Patente kann man sehen, wie Probleme von anderen ge - löst werden und neue Konzepte sowie andere Wege zur Lösung von Herausforderungen erdacht werden.“ Hackl fügt hinzu: „Sie ha - ben uns bei unseren Bemühungen geholfen, die Kunststoffindustrie dazu zu ermutigen, sich der Kreislaufwirtschaft zuzuwenden.“ »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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Fotos: epd / Uschmann ÖSTERREICH J
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