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Ausgabe 186

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ÖSTERREICH JOURNAL NR.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Kultur 122 leitete Kaiser Marc Aurel von Carnuntum aus die Feldzüge gegen die Markomannen und schrieb hier nachweislich das zweite Buch seiner berühmten Selbstbetrachtungen. Im Jahr 193 n.Chr. wurde der damalige Statthalter Septimius Severus von seinen Truppen in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen, und dieser erhob Carnuntum in Folge in den Rang einer Colonia (Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum). Ende des 2. Jahrhunderts und Beginn des 3. Jahrhunderts n.Chr. erreichte Carnuntum seine größte Ausdehnung mit rund 10 km² und einer Einwohnerzahl von weit über 50.000. Carnuntum war somit die zweitbedeutendste Stadt nördlich der Alpen. Für das Aufblühen der Stadt waren vor allem drei Gründe ausschlaggebend: Carnuntum liegt strategisch günstig auf dem so genannten Altenburger Plateau. In diesem Bereich der Donau ist das südliche Donauufer um rund 30 Meter höher als das Nord - ufer. In Carnuntum war über 400 Jahre dauerhaft eine römische Legion und eine Ala, eine Reitereinheit, fix stationiert. Die Truppenstärke umfaßte daher rund 6.000 Mann (5.000 Fußsoldaten und 1.000 Kavalleristen). Darüber hinaus lag Carnuntum am Schnittpunkt der beiden bedeutendsten antiken Fernhandelsrouten, der Bernsteinstraße vom Baltikum nach Aquileia und der Limesstraße von West nach Ost entlang der Nordgrenze des Imperiums. Ein letztes Mal stand Carnuntum im Jahr 308 n.Chr. im Rampenlicht der Weltpolitik. Am 11. November 308 n.Chr. berief der be - reits abgetretene Kaiser Diokletian in Carnuntum eine Kaiserkonferenz ein, um das System der Tetrarchie neu zu ordnen und dem Reich Stabilität zu geben. In den nachfolgenden Auseinandersetzungen der Tetrarchen ging Kaiser Konstantin als neuer starker Mann hervor. Somit wurden in Carnuntum indirekt die Weichen für die rasche Ausbreitung des Christentums gestellt, die in der Vereinbarung von Mailand im Jahr 313 n.Chr. gipfelte. Die letzte Erwähnung im römischen Amtskalender erfolgte im Jahr 430 n.Chr. Danach geriet Carnuntum in Vergessenheit, da das ehemalige Vindobona, das heutige Wien, mehr an geostrategischer Bedeutung erlangte. Wiederentdeckung und wissenschaftliche Erforschung Bereits in der Renaissance wurden Funde aus Carnuntum in die kaiserlichen Sammlungen nach Wien verbracht. Die moderne Fotos: http://www.oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Zum Beispiel: die Werkstätte im Färberhaus… … oder ein Blick in das „Wohnzimmer“ des Statthalters wissenschaftliche Erforschung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Carnun - tum wurde als „Pompeji vor den Toren Wiens“ bezeichnet, und erste Grabungen wur - den im Bereich des Legionslagers unternommen. 1885 folgte die Gründung des „Vereins Carnuntum“, der als Gesellschaft der Freunde Carnuntums bis heute als einer der ältesten archäologischen Fördervereine tätig ist. Im Jahr 1904 wurde das Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg von Kaiser Franz Josef eröffnet. Das Museum wurde aus privaten Mitteln finanziert, um eine „Heimstatt für die Funde von Carnuntum“ zu errichten. Im 20. Jahrhundert wurden wei - tere Grabungen in der ehemaligen Zivilstadt von Carnuntum im Raum Petronell-Carnuntum unternommen mit dem Ziel, ein Freilichtmuseum zu schaffen. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Trotz rund 130 Jahren Forschungstätigkeit ist nur rund ein halbes Prozent der ehemaligen Stadtfläche von Carnuntum freigelegt. Einige der feldarchäologisch untersuchten Flächen, wie etwa das Legionslager oder das Auxiliarkastell, wurden nach Abschluß der Grabungsarbeiten aus konservatorischen Gründen wieder zugeschüttet. Bei anderen, wie dem Römischen Stadtviertel, wurde eine weiterführende museologische Präsentation umgesetzt. Die Tatsache, daß die antike Stadt Carnuntum in weiten Teilen nie modern überbaut wurde, macht Carnuntum zu einem einzigartigen Schatz für die Wissenschaft. Grundlagenforschung heute und innovative Präsentation 130 Jahre nach Gründung der Gesellschaft der Freunde Carnuntums ist die Römerstadt

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 186 / 01. 07. 2019 Carnuntum eine der führenden Kulturerbestätten und Innovationsführer zukunftsweisender Forschungsmethoden und State of the art-Präsentation. Die Europäische Kommission würdigte die Leistungen 2014 mit der Verleihung des ersten Europäischen Kultur - erbe-Siegels. In den Jahren 2000 bis 2012 wurden die bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ergrabenen Flächen neu untersucht, um genaue Erkenntnisse über die Siedlungschronologie und Bauhistorie zu erhalten. Um die Mauern dauerhaft zu sichern, setzte das Museum gemeinsam mit der Denkmalbehörde ein bislang weltweit einmaliges Kon - zept um: direkt am Originalstandort wurde ein römisches Stadtviertel errichtet. Insgesamt wurden 26 Millionen Euro vom Land Niederösterreich investiert. Ziel ist es, ein Zeitfenster in das frühe 4. Jh. n.Chr., also in die Zeit der Kaiserkonferenz zu öffnen. Die Rekonstruktionen wurden mit Mitteln der experimentellen Archäologie errichtet und sind voll funktionstüchtig. Experimentell bedeutet, daß die römischen Werkzeuge nachgeschmiedet wurden und beim Bau zum Einsatz kamen, die Tonplatten für die Fußbo - denheizungen in den eigenen Öfen gebrannt wurden, man für die Dachkonstruktionen nur Altholz verwendete, das wie bei den Rö - mern üblich, gehackt und nicht geschnitten wurde. Der Bau selbst erfolgte unter Anwendung antiker Handwerkstechniken. Die Innenausstattung wurde entsprechend dem archäologischen Befund weitgehend rekonstruiert, also Wandmalereien, Bodenbeläge und Einrichtungsgegenstände, die anhand von Reliefdarstellungen rekonstruiert werden konnten. Allerdings: alles, was zu sehen ist, basiert auf einem archäologischen Befund. Was nicht bekannt war, wird auch nicht gezeigt. Wiedererrichtet wurden als Vollrekonstruktion ein römisches Bürgerhaus, eine rö - mische Stadtvilla sowie eine öffentliche Ther - menanlage. Darüber hinaus wurde eine Teilrekonstruktion ausgeführt, um das einzige in Carnuntum erhaltene römische Fußbodenmosaik zu schützen. Die Thermenanlage ist ganzjährig beheizt und ermöglicht ein Erleben mit allen Sinnen. Die Rekonstruktionen sind keine musealen Objekte, sondern selbsterklärende Präsentationen der damaligen Lebenskultur, die Besuchern einen anschaulichen und „begreifbaren“ Zugang zur römischen Vergangenheit bieten. Zusätzlich zu den archäologischen Grabungen kommen allerdings immer mehr mo - Fotos: http://www.oesterreichfotos.at / Michael Mössmer Das Hauptgebäude … Kultur … mit römischer Therme 123 derne Forschungsmethoden, vor allem zerstörungsfreie, nicht invasive Methoden, zum Einsatz. So gelang im Jahr 2011 ein Sensationsfund: Weltweit einmalig wurde die nach dem ludus magnus in Rom zweitgrößte, ideal - typische Gladiatorenschule in Carnuntum ge - funden. Der Komplex ist unweit des Amphitheaters der Zivilstadt in Petronell gelegen und seit rund 2000 Jahren ungestört erhalten. Diese Weltsensation war der Anlaß, in Zu - sammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Institut die gesamte antike Stadtfläche von Carnuntum in den Jahren 2012 bis 2015 mit zerstörungsfreien Methoden (Georadar, Elek - tromagnetik, Airborne Laserscanning, Luftbildarchäologie) zu untersuchen. Das Ziel ist ein parzellengenauer Kataster der römischen Stadt, der einerseits die Grundlage für die weiteren Forschungsschwerpunkte bilden soll, andererseits ein wertvolles Instrument für die örtliche Raumplanung bereitstellen soll. Neben der archäologischen Feldforschung werden auch die Aufarbeitung des umfangreichen Fundmaterials sowie das Management der Sammlungen weiter fortgeführt. Die archäologischen Sammlungen von Carnuntum beherbergen mehrere Millionen Exponate. n http://www.carnuntum.at/ https://www.oesterreichfotos.at/ - Sehenswertes »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at

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