ÖSTERREICH JOURNAL NR. 184 / 06. 05. 2019 Österreich, Europa und die Welt 60 Zentrum von Aparecia zu Ehren der Statue, die in einer Altarnische aufgestellt und von da an als „Mutter Aparecida“ anerkannt wur - de. Es gab bereits einen „Saal der Wunder und Versprechen von Pilgern“. Dies war das „Erste Heiligtum“ (Primeiro Santuário), aber wegen Baufälligkeit wurde im Jahr 1844 be - schlossen, die alte Struktur durch eine neue Kirche an der selben Stelle zu ersetzen. Sie wurde 1888 vom Bischof von São Paulo eingeweiht. Das war nun die erste Basilika, heute bekannt als „Alte Basilika“ (‚Igreja de Monte Carmelo‘ – Basílica Velha). Sechs anerkannte Wunder Die bisher sechs, vom Vatikan anerkannten Wunder sind: 1. Wunder des Fischfangs (1717; oben beschrieben; 2. Wunder der Ker - zen (1717; als die Fischer die Statue auf ihrem Altar zwischen zwei Kerzen aufstellten, gingen die Flammen plötzlich aus, aber bevor sie wieder angezündet werden konnten, flammten sie von selbst wieder auf); 3. Wunder des blinden Mädchens (1874; nachdem eine Mutter und Tochter, seit Geburt blind, von Nossa Senhora Aparecida gehört hatten, reisten sie drei Monate lang vom fernsten Zipfel im nordwesten des Staates São Paulo nach Apararecida. Als sie sich endlich dem Ort näherten, rief die Tochter „Schau Mutter, da ist die Kapelle der Heiligen“ – und beide konnten wieder normal sehen); 4. Wunder des Sklaven Zacarias (als ein ge - flüchteter Sklave von seinem Herrn gefesselt zur Farm zurückgebracht wurde, bat er kurz vor der Kapelle zu halten um zu beten; plötzlich fielen seine Ketten ab und er war frei); 5. Wunder des Ritters (der ungläubige Mann aus einem Nachbarstaat verhöhnte die Verehrer von Nossa Senhora Aparecida, beschloß aber dennoch eines Tages mit seinem Pferd in die Kapelle einzureiten; doch bereits auf der ersten Stufe wurden die Hufe seines Pferdes festgehalten); 6. Wunder des ertrinkenden Jungen (1862; das Kind fiel beim Spielen aus dem Boot in den Paraíba Fluß und war am Ertrinken; seine Mutter und Schwester begannen zu Maria zu beten und sofort begann er zu schwimmen ohne Wasser zu schlucken, sodaß ihn sein Vater unverletzt retten konnte). Berühmte Besucher des Heiligtums Berühmte Besucher des Heiligtums wa - ren, meist auf dem Wege nach Rio de Janeiro, der damalige Prinzregent und später erster Kaiser von Brasilien, Dom Pedro I (1822), sein Sohn Kaiser Pedro II (Sohn von Kaiserin Leopoldina und Enkel von Kaiser Franz II) Foto: Gerhard Held Mirante do Cruzeiro, 685 m über dem Meeresspiegel mit Ehefrau Kaiserin Teresa Cristina de Bour - bon (1843 & 1865), sowie während des Festes „Maria Empfängnis“ am 8. Dezember 1868 die schwangere Thronerbin, Prinzessin Isabel, die mit ihrem Mann, Graf d´Eu, Nossa Senhora Aparecida um die Gnade eines Er - ben bat. In Anerkennung ihrer Hingabe schenkte sie danach der Madonna einen mit 21 Diamanten (je einen für die damaligen Provinzen Brasiliens) bestickten Mantel. Als sie in 1884 wieder Aparecida mit ihrem Mann und nun drei Söhnen besuchte, schenkte sie für die erwiesene Gnade eine 24karätige, mit Diamanten verzierte Goldkrone. Heute kann man Imitationen in den hunderten Souvenir- »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Läden und Ständen in allen Größen und Preis klassen erwerben ... (Aparecida lebt vom Pilger-Tourismus!). Interessant ist auch, daß der berühmte österreichische Landschaftsma - ler Thomas Ender der damaligen Basilika während seiner Durchreise in 1817 ein Aquarell schenkte. Der Neubau Im Jahr 1894 kamen die Redemptoristischen-Missionare aus Bayern an und wurden als offizielle Betreuer des Heiligtums in Aparecida bestellt. Im Juli 1930 erklärte Papst Pius XI Nossa Senhora Aparecida zur Schutz - patronin von Brasilien. Mit dem rapide
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 184 / 06. 05. 2019 Österreich, Europa und die Welt 61 Foto: Thiago Leon / Santuário Nacional Dieses Foto zeigt den beeindruckenden Hauptaltar im Mittelschiff des Heiligtums unserer lieben Frau Aparaecida wachsenden Wallfahrtstourismus wurde die Basilika viel zu klein, sodaß 1946 der erste Grundstein (er wurde bereits in der selben Nacht gestohlen!) für den Bau einer neuen Basilika auf einem benachbarten Hügel ge - legt wurde. Aber die eigentliche Konstruktion begann erst im November 1955, eingeweiht als Basilika von Papst Johannes Paulus II im Juli 1980. Religiöse Aktivitäten begannen am 3. Oktober 1982 mit der feierlichen Übersiedlung der Statue von der Alten in die Neue Basilika. In 1953 hatte die Na - tionale Bischofskonferenz von Brasilien in ihrer Vollversammlung beschlossen, daß das Fest der Schutzpatronin von Brasilien am 12. Oktober gefeiert wird, jetzt ein Nationalfeiertag, an dem bis zu 140.000 Wallfahrer in die Stadt strömen. Die zweit-größte Kathedrale der Welt Die Neue Basilika ist im Neo-Romanischen Rundbogenstil in Form eines griechischen Kreuzes erbaut, 173 m lang und 168 m breit. Sie wurde vom Architekten Benedito Calixto Neto entworfen und konstruiert, bis zu seinem Tode in 1972, folgend einer Inspiration von der „Basilica of the National Shrine of the Immaculate Conception“ in Washington, DC. Der Dom hat eine Höhe von 70 m und der Turm (Campanile) 109 m. Die Kirchenhalle bietet Platz für 45.000 Gläubige oder bei Großveranstaltungen mit Einbeziehung des Vorplatzes für 300.000. Damit ist sie, nach dem Petersdom in Rom, die zweitgrößte Kathedrale der Welt. Um diese gigantischen Ausmasse zu verstehen, muß man auch bedenken, daß der Parkplatz für 4.000 Autobusse und 6.000 PKW ausgelegt ist. Die Innenarbeiten zur Vervollständigung und Verschönerung sind noch immer angehend. Der separat stehende weiße Glockenturm mit 13 kleinen Bronze-Glocken aus Hol - land wurde erst zu Weihnachten 2016 eingeweiht. Außerhalb der Basilika gibt es eine Kapelle, wo man Kerzen mit bis zu 2 m Län - ge anzünden kann. Im Untergeschoß befinden sich Taufkapellen, sowie der „Saal der Versprechen von Pilgern“ oder auch „Saal der Wunder“ genannt, in dem man tausende Fotos, Prothesen und auch Schmuck sieht, die zur Danksagung abgegeben wurden. Außerdem gibt es unterirdisch auch riesige Aufenthaltsräume für die Pilger. Das Innere der Kirche ist einfach überwältigend und man benötigt geraume Zeit, um die Dimensionen zu absorbieren. Außer dem Hauptschiff und seinen beiden Seitenschiffen gibt es mehrere Seitenkapellen. Der Hauptaltar ist unter der Kuppel zentralisiert. Das hochgesicherte Original der Nossa Senhora Aparecida befindet sich im Süd-Schiff, mit separat zugänglicher Rampe zur Besichtigung und Medidation. 1971 wurde die 389 m lange, S-förmige „Fußgängerbrücke“ (Passarela da Fê), die die alte mit der neuen Basilika verbindet, eingeweiht. Zum Abschluß ist es vielleicht noch interessant hervorzuheben, daß in den letzten vier Jahrzenten drei Päpste das Heiligtum persönlich besuchten, nämlich Papst Johannes Paulus II (Juli 1980), Papst Benedikt XVI (Mai 2007) und Papst Franciscus (Juli 2013). Die Basilika erhielt drei „Goldene Rosen“, das älteste Ehrengeschenk der Päpste, nämlich von Papst Paulus VI (1967), sowie persönlich überreicht von Papst Benedikt XVI und Papst Franciscus. n https://www.a12.com/en https://de.wikipedia.org/wiki/Bas%C3%ADlica_de_Nossa_Senhora_Aparecida »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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