ÖSTERREICH JOURNAL NR. 184 / 06. 05. 2019 Österreich, Europa und die Welt 20 „Wir sehen das Wiedererstarken von Gruppierungen, die Identität zum Thema machen, die Entindividualisierung und Entsolidarisie - rung vorantreiben und die die Gesellschaft bewusst spalten wollen. Es liegt an uns, sich der Menschenverachtung entgegenzustellen und die Menschenwürde von uns allen zu verteidigen.“ Das Mauthausen Komitee Österreich erinnert an die Opfer des NS-Terrors und de - ren Namen, indem die Einzelschicksale zahl - reicher Häftlinge des KZ Mauthausen und aus den Außenlagern in ganz Österreich aufgearbeitet und über die sozialen Medien so - wie auf der MKÖ-Website an deren Schick - sal und vor allem an deren Menschsein er - innert wird. Seit 2006 widmen sich die Gedenk- und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Thema, das zur Geschichte des KZ-Mauthausen bzw. zur NS-Vergangenheit Österreichs in Beziehung steht. Der Gegenwartsbezug bildet bei jedem Jahresthema einen essentiellen Bestandteil und soll vor allem für junge Menschen einen Bezug zu ihrer Erfahrungswelt heute herstellen. Foto: MKOE / Jacqueline Godany Die gemeinsame Befreiungsfeier auf dem ehemaligen Appellplatz begann mit der Verlesung des Mauthausen-Schwurs, den die Häftlinge wenige Tage nach der Befreiung verfaßten. Delegationen aus mehr als 100 Ländern An der Gedenk- und Befreiungsfeier nehmen rund zehntausend Menschen aus Europa und der ganzen Welt teil, darunter die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager so - wie zahlreiche Jugendliche aus Österreich und der ganzen Welt. Weit über 90 Prozent der Opfer waren weder Deutsche noch Öster - reicher, weshalb das Gedenken an die Op fer des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager einen besonderen internationalen Stellenwert hat. Die diesjährige Gedenkfeier in der KZ- Gedenkstätte Mauthausen begann mit Ge - denkfeiern bei den nationalen Denkmälern. Am Morgen gab es auch eine Protestaktion der Präsidenten Internationaler Lagerkomitees, die auf die Sperrung der „Todesstiege“ und des Steinbruchs durch den jüngsten Um - bau aufmerksam machten. Auf der „Todesstiege“ im Steinbruch wurden tausende der Häftlinge in den grausamen Tod getrieben, sie gilt international als eine der wichtigsten Erinnerungsstätten, die durch den Umbau eine Trivialisierung erfuhr. Unter der musikalischen Begleitung von „Musica Viva“, dem Chor der Pfarre Mauthausen, traten die TeilnehmerInnen zum öku - menischen Wortgottesdienst unter der Leitung von Alfred Hochedlinger zusammen. Der Foto: BKA / Arno Melicharek Bundeskanzler Sebastian Kurz (m.) mit Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (l.), Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (2.v.l.) und Staatssekretärin Karoline Edstadler Gottesdienst wurde von Diözesanbischof Manfred Schauer, von Bischof Michael Bünker und von Metropolit Arsenios Kardamakis gehalten. Auf das gemeinsame Andenken der Religionen folgte die Internationale Ju - gendgedenkfeier und die geordnete Aufstellung der Jugendorganisationen sowie der großen italienischen Delegation am ehemaligen Appellplatz. Die gemeinsame Befreiungsfeier auf dem ehemaligen Appellplatz begann mit der Verlesung des Mauthausen-Schwurs, den die ehemaligen Häftlinge wenige Tage nach der Befreiung verfaßten. Der Schwur wird traditionell in mehreren Sprachen verlesen – ein symbolischer Akt an einem Ort, an dem Deutsch die einzig erlaubte Sprache war und die Benützung der eigenen Sprachen verboten und verfolgt wurde. »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreichs, richtete seine Be - grüßungsworte an die tausenden TeilnehmerInnen, insbesondere an die KZ-Überlebenden und an die zahlreichen anwesenden Ju - gendlichen. Im Rahmen der gemeinsamen Befreiungsfeier erfolgten die Kranzniederlegungen, unter anderem durch mehr als 100 Delegationen. Währenddessen sprachen VertreterInnen der nationalen Opferorganisationen der Länder Weißrussland, Luxemburg, Slowenien und Österreich in den jeweiligen Landessprachen. Durch das Programm führten mehrsprachig die beiden Schauspielerinnen Konstanze Breitebner und Mercedes Echerer, die musikalische Gestaltung gab es vom Ensemble „Widerstand“ und der Militärmusik Ober - österreich.
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 184 / 06. 05. 2019 Österreich, Europa und die Welt 21 Den Höhepunkt der Gedenk- und Befreiungsfeier bildet der gemeinsame Auszug al - ler TeilnehmerInnen am Ende der Feierlichkeit. Ähnlich der ersten Befreiungsfeiern der KZ-Überlebenden aus dem ehemaligen „Schutzhaftlager“ wird mit dem Auszug die Befreiung der KZ-Inhaftierten im Jahr 1945 symbolisiert. Auch dieses Jahr wurde die Spitze des Auszugs aus Mauthausen von den KZ-Überlebenden, u. a. Shaul Spielmann, Ed Mosberg, Anna Hackl, Ewgenij Hrol, György Frisch, Stanislaw Zalewski, Jan Wojciech, Lucjan Miller, Ryszard Sempka gemeinsam mit US-Soldaten der amerikanischen Botschaft und SchülerInnen der NMS Mauthausen gebildet. Die TeilnehmerInnen setzten damit ein beeindruckendes Zeichen für ein „Niemals wieder.“ Statements österreichischer Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker Bundespräsident Alexander Van der Bellen „Anläßlich der Gedenkfeier zur Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen er - innern wir an die Schicksale der Menschen, die dem NS-Terror zum Opfer gefallen sind. Mit Fassungslosigkeit und Trauer blicken wir auf dieses Symbol der Menschenverachtung, Gewalt und Intoleranz und gedenken dem unfaßbaren Leid der Menschen. ,Niemals Nummer. Immer Mensch.‘ ist ein Aufruf an uns alle, sich für Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und für eine freie, demokratische Gesellschaft einzusetzen.“ Präsident des Nationalrats Wolfgang Sobotka „Wir tragen die Verantwortung, daß Ab - grenzung und Ausgrenzung nicht noch einmal die Oberhand in unserer Gesellschaft ge winnen. Bildung und Erziehung haben sich als wirksames Gegenmittel zu Rassismus und Antisemitismus erwiesen. Antisemitismus geht uns alle an.“ Bundeskanzler Sebastian Kurz „Am 5. Mai 1945 wurde das Konzentrationslager Mauthausen befreit. Auch heute, 74 Jahre später, erinnern wir uns an die da - mals verübten Verbrechen und gedenken insbesondere den rund 66.000 Jüdinnen und Ju - den aus Österreich, die in der Shoah ermordet wurden. Österreich hat eine besondere historische Verantwortung, jüdisches Leben in unserem Land aktiv zu unterstützen und gegen jede Form des Antisemitismus anzukämpfen. Denn nur, wenn Juden uneingeschränkt in Frieden, Freiheit und Sicherheit leben können, kann aus einem ,Niemals vergessen‘ ein ,Nie mehr wieder‘ werden." Foto: MKOE / Jacqueline Godany Foto: MKOE / Jacqueline Godany Foto: BKA / Arno Melicharek Bundeskanzler Sebastian Kurz mit einem der Überlebenden des Konzentrationslagers US-Botschafter in Österreich, Trevor Traina, bei der Kranzniederlegung durch US-Militärs Berührender Augenblick: Zwei Überlebende des Konzentrationslagers begrüßen einander… »Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at
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